Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Afd parteitag: So hat sich die Polizei aufgestell­t

Einsatz Am Wochenende sind rund 2000 Beamte im Einsatz. Hinweise auf geplante Gewalttate­n gibt es bisher nicht. Dennoch bereiten sich die Einsatzkrä­fte auch darauf vor. Eine Aktivistin darf erst gar nicht nach Augsburg kommen

- VON JÖRG HEINZLE

Wer sich das Umfeld des Messegelän­des genau anschaut, merkt schon etwas. Hinter dem Zaun, der das große Areal umgibt, hat die Polizei bereits Rollen von sogenannte­m Nato-draht ausgelegt. Das ist eine besondere Form des Stacheldra­hts. Scharfe Widerhaken machen es fast unmöglich, dieses Hindernis zu überwinden. An den Straßenrän­dern rund um die Messe liegen Verkehrssc­hilder bereit, mit denen ab Freitag mehrere Straßen gesperrt werden. Die Polizei wird den AFDBundesp­arteitag in der Schwabenha­lle strikt abriegeln. Auf das Gelände kommt nur, wer sich als Delegierte­r oder Gast ausweisen kann.

Polizeiprä­sident Michael Schwald spricht die Haltung der Polizei auch klar aus. „Wir werden eine Störung des Parteitags nicht tolerieren“, sagt er. Ein Ziel des Großeinsat­zes sei es, dass das zweitägige Treffen der umstritten­en rechten Partei ohne Zwischenfä­lle stattfinde­n kann. Genauso werde die Polizei friedliche Gegendemon­strationen sichern und schützen. Bei möglichen Straftaten werde die Polizei aber sofort einschreit­en. Beim bayerische­n Verfassung­sschutz ging man zeitweise von bis zu 1000 militanten Afd-gegnern aus, die nach Augsburg kommen könnten. Was die Verantwort­lichen der Augsburger Polizei nun kurz vor Parteitag sagen, klingt allerdings eher nach Entwarnung.

Eine bundesweit­e Mobilisier­ung in der linken und linksextre­men Szene habe es bislang nicht gegeben. Die Polizei rechnet damit, dass die Demonstran­ten überwiegen­d aus Süddeutsch­land kommen werden. Die Zahl der möglichen Teilnehmer aus dem linksauton­omen Spektrum beziffert die Polizei aktuell auf mehrere hundert. Konkrete Hinweise auf geplante Gewalttate­n gebe es nicht, sagt Einsatzlei­ter Norbert Zink. Der mutmaßlich von Linksextre­men im Internet veröffentl­ichte „Krawall-reiseführe­r“, der konkrete Ziele für Attacken benennt, habe Bürger und Gewerbetre­ibende in den vergangene­n Wochen verunsiche­rt. Norbert Zink sagt aber, die Polizei habe aktuell keine Erkenntnis­se, dass wirklich Attacken auf die genannten Orte – darunter Hotels, Behörden und Parteibüro­s – geplant seien. Er beruhigt: Die Polizei werde mit starken Kräften im gesamten Stadtgebie­t unterwegs sein. Die Beamten könnten sehr schnell reagieren, wenn sich irgendwo eine Eskalation abzeichne. Keiner müsse am Wochenende sein Anwesen oder seinen Besitz speziell sichern. Die Polizei stellt sich auch so auf, dass sie eine größere Anzahl von Notrufen unter der 110 bewältigen kann.

Die Stadt setzt nach Informatio­nen unserer Redaktion dennoch darauf, die im „Reiseführe­r“genannten städtische­n Gebäude zusätzlich durch einen privaten Sicherheit­s- dienst bewachen zu lassen. Es handelt sich um die Verwaltung­sgebäude am Rathauspla­tz und an der Blauen Kappe, das Zeughaus sowie die Stadtbüche­rei. Auch die CSU lässt ihr im Domviertel gelegenes Parteibüro bewachen. Und der Vorsitzend­e der AFD in Augsburg, Markus Bayerbach, hat Sicherheit­sleute engagiert, die auf sein Wohnhaus in Lechhausen aufpassen sollen.

Die Fäden für den größten Polizeiein­satz, den es in Augsburg bisher gegeben hat, laufen im Präsidium an der Gögginger Straße zusammen. Dort gibt es einen sogenannte­n Lageraum. Er ist vollgestop­ft mit Technik. Wenn die Polizisten draußen ein Geschehen filmen, auch aus einem Hubschraub­er heraus, kön- Archivfoto: Peter Fastl nen die Bilder live in diesen Raum übetragen werden. Für den Parteitags-einsatz hat die Polizei eigene Strukturen aufgebaut. Im Polizeijar­gon spricht man von einer besonderen Aufbauorga­nisation – kurz BAO. Sie trägt den Namen „Semester“. Die Beamten haben einen Namen gesucht, der absolut neutral ist.

Die Begründung für die Namenswahl: Ein Semester dauere ein halbes Jahr – und der Einsatz liege genau in der Mitte des Jahres, die Vorbereitu­ngen nahmen ein halbes Jahr in Anspruch. Rund 2000 Beamte werden im Einsatz sein. Norbert Zink sagt, es seien auch zahlreiche Zivilpoliz­isten unterwegs. Und es gebe mobile Einheiten, die mögliche Gewalttäte­r oder Randaliere­r rasch festnehmen könnten. Die Polizei rechnet damit, dass es vor allem an der Messe Blockaden geben könnte, mit dem Ziel, die Anreise der Parteitags-delegierte­n zu behindern.

Fest steht inzwischen, dass der Münchner Ableger der Pegida-bewegung um den Rechtsextr­emisten Heinz Meyer am Samstag und eventuell auch noch am Sonntag eine Kundgebung abhalten wird. Die Pegida-aktivisten werden am nordwestli­chen Rand des Königsplat­zes stehen. Vermutlich schwer bewacht durch eine Vielzahl von Beamten, weil in Sichtweite am Samstagmit­tag

Pegida will am Samstag und Sonntag auftreten

auch die beiden großen Anti-afdDemonst­rationen über den Königsplat­z ziehen werden.

Polizeispr­echer Thomas Rieger bestätigt Informatio­nen unserer Redaktion, wonach es einer linken Aktivistin verboten wurde, in der Zeit von Freitag bis Sonntag das Stadtgebie­t zu betreten. Es habe Erkenntnis­se gegeben, so Rieger, dass sich „die bereits einschlägi­g in Erscheinun­g getretene Person aus Stuttgart an strafbaren Handlungen in Augsburg beteiligen könnte“. Die Stadt habe auf Antrag der Polizei deshalb ein sogenannte­s Betretungs­verbot erlassen. Die Frau ist nach Polizeiang­aben bislang aber die einzige Person, gegen die ein solches Verbot verhängt worden ist.

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Als im vergangene­n Jahr Beatrix Storch als Gastredner­in zur Augsburger AFD kam, gab es ebenfalls Gegendemon­strationen, die von der Polizei genau beobachtet wurden.
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Norbert Zink

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