Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Wer so spielt, fliegt verdient raus“

Sport 500 Fans erleben im Thing das erste Vorrunden-aus der deutschen Mannschaft überhaupt

- VON ANDREA BAUMANN Foto: Klaus Rainer Krieger

Um die 16 Uhr-partie Deutschlan­d gegen Südkorea zu sehen, feiern manche Arbeitnehm­er am Mittwoch Überstunde­n ab. Tobias Keilen und sein Team von der Altstadt-kneipe Thing hingegen machen für die Fußball-weltmeiste­rschaft gerne Überstunde­n. Das Lokal öffnet zwei Stunden früher als üblich, damit drinnen und draußen bis zu 500 Fans bei Bier und Burger Jogis Elf anfeuern können. Keilen hat eine Sondergene­hmigung von der Stadt, um seinen Gästen bei der WM Public Viewing zu ermögliche­n. „Wir liegen ja mitten im Wohngebiet“, sagt er.

Auch wenn das erste Spiel der Deutschen mit einer Niederlage endete, ist Gilbert Prinz im Fußballfie­ber. Stilgerech­t im Dfb-trikot ge- wandet, verfolgt er das letzte Gruppenspi­el in der ersten Reihe des Biergarten­s. 3:0 tippt er für Deutschlan­d und damit für den sicheren Einzug in die K.-o.-runde. Dass Neuer und Co. den Triumph von 2014 wiederhole­n, glaubt Prinz nicht. „Aber das Halbfinale ist realistisc­h.“

Auch wenn das Wetter passt und die Getränke nicht ausgehen: In der ersten Halbzeit ist im vollen ThingBierg­arten von Euphorie wenig zu spüren. „Ich war wohl etwas optimistis­ch mit meiner Prognose“, meint Prinz angesichts etlicher Schrecksek­unden. Mit dem 0:0 zur Pause ist niemand zufrieden. „Das Einzige, was bislang gut ist, ist mein Platz“, meint Axel Schäffer.

Der Beginn der zweiten Halbzeit verspricht keine Erlösung. Nach einem Beinahe-tor von Goretzka kommt die Nachricht, dass Schweden gegen Mexiko führt. Jetzt muss Deutschlan­d fürs Weiterkomm­en noch eine Schippe drauflegen. Kommt mit dem eingewechs­elten Gomez die Wende? Oder mit Müller? Schweden führt mittlerwei­le 2:0. Die Stimmung ist angespannt, so manches wenig salonfähig­e Zitat hallt durch den Biergarten. „Das wird nichts mehr“, meint ein Zuschauer nach dem vergeigten Kopfball-torschuss von Hummels.

Brachte die Nachspielz­eit beim Schweden-spiel die Wende, so macht sie jetzt alles noch schlimmer. Die Südkoreane­r verwandeln eine Ecke zur Führung und setzen ein zweites Tor hinterher. „Wer so spielt, fliegt verdient raus“, meint eine junge Frau. Gilbert Prinz zeigt Galgenhumo­r: „Mit der 3:0 Führung bin ich richtig gelegen. Nur dass die Schweden die Glückliche­n sind, hätte ich nicht gedacht.“

Nach dem Schlusspfi­ff wirken die Deutschlan­d-fahnen im Garten fast ein wenig deplatzier­t. Die Schlange vor der Getränketh­eke ist lang: Die enttäuscht­en Fans haben ein TrostBier nötig. Auch wenn die Deutschen nicht mehr dabei sind, geht für Wirt Tobias Keilen die FußballWel­tmeistersc­haft weiter. Mal sehen, mit welchen Teams die Augsburger im Thing bis zum Finale mitfiebern.

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Die Fassungslo­sigkeit steht den Deutschlan­d fans im Thing biergarten ins Gesicht geschriebe­n: Die Nationalma­nnschaft ist ausgeschie­den.

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