Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bundesweit nur fünf Prozent Arbeitslose
Statistik WM-AUS und Unionszwist sorgen in Deutschland für miese Stimmung. Da kommen die guten Aussichten auf dem Arbeitsmarkt gerade richtig. Doch der Jobboom hat auch Schattenseiten
Nürnberg Der auslaufende Frühjahrsaufschwung hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf ein Rekordtief sinken lassen. Mit 2,276 Millionen verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit im Juni die niedrigste Arbeitslosenzahl seit der Wiedervereinigung. Im Vergleich zum Vormonat waren 40 000 Männer und Frauen weniger ohne Job, wie die Nürnberger Bundesbehörde am Freitag berichtete. Gegenüber dem Vorjahr ging die Zahl der Jobsucher um 197000 zurück. Auch die Arbeitslosenquote erreichte ein Rekordtief: Sie sank um 0,1 Punkte auf 5,0 Prozent.
„Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter günstig“, sagte Arbeitsagenturchef Detlef Scheele. Die Arbeitslosigkeit habe erneut abgenommen, die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wachse und die Nachfrage nach Arbeitskräften sei weiter lebhaft. Allerdings habe sich die Dynamik am Arbeitsmarkt zuletzt leicht abgeschwächt. „Ich betone das Wort leicht“, sagte Scheele. Von einer Trendwende könne nicht die Rede sein. Der Arbeitsmarkt sei „so von der Sonne beschienen, dass man sich kaum etwas Besseres vor- stellen kann“. Die Lage werde sich noch weiter verbessern, sagte Scheele weiter. Er rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote im Oktober im Zuge des Herbstaufschwungs unter fünf Prozent sinkt.
Scheele erwartet nicht, dass der sich zuspitzende Handelskonflikt zwischen den USA und anderen Industrienationen auf absehbare Zeit große Auswirkungen auf den deutschen Jobmarkt haben wird. Die Beschäftigungssituation hierzulande sei nicht komplett vom Export und dem Handel mit den USA abhängig, sondern werde stark von der Binnennachfrage gestützt.
In Bayern ist die Zahl der Arbeitslosen erstmals seit 27 Jahren auf einen Wert unter 200000 gesunken. Wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg berichtete, lag die Zahl der Jobsucher im Freistaat zuletzt bei knapp 198000. Das waren etwa 4600 Erwerbslose weniger als im Mai und etwa 18 700 weniger als im Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote liegt weiter bei 2,7 Prozent. Auch die Zahl der Langzeitarbeitslosen ging im Freistaat deutlich zurück.
Der Jobboom hat aber auch seine Schattenseiten: Bei Pflegeberufen kämen derzeit „27 Arbeitslose auf 100 gemeldete Stellen – wir sehen einen flächendeckenden Fachkräfteengpass“, sagte Scheele. Etwa 175 Tage brauche es derzeit im Schnitt, um die Stelle einer Fachkraft in der Altenpflege zu besetzen. Zum Vergleich: Der allgemeine Durchschnitt liege bei 109 Tagen. Der Markt sei so gut wie ausgeschöpft. „Anders kann man das nicht sagen.“