Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Absurde neun Monate

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weitermach­en und uns auf die Tour de France konzentrie­ren können“, sagte der 33 Jahre alte Sky-kapitän.

Zusammen mit namhaften Anwälten aus London konnte Froome offensicht­lich darlegen, dass bei der erhöhten Salbutamol-dosierung keine Manipulati­onsabsicht vorlag. In ähnlichen Fällen waren in den vergangene­n Jahren die italienisc­hen Profis Alessandro Petacchi und Diego Ulissi gesperrt worden. „Ich leide seit meiner Kindheit an Asthma. Ich kenne die Regelungen meiner Asthma-behandlung genau und benutze den Inhalator nur, um die Symptome innerhalb der erlaubten Grenzen zu behandeln“, gab der umstritten­e Seriensieg­er weiter zu Protokoll. Über dem erlaubten Limit von 1000 Nanogramm pro Milliliter Urin kann Salbutamol leistungss­teigernd wirken. Der Weltverban­d wertete die erhöhte Dosierung des Asthmamitt­els – Froome hatte fast 100 Prozent über dem erlaubten Limit gelegen – auf Empfehlung der Welt-anti-dopingagen­tur Wada nicht als Doping. „Die Verbotslis­te der Wada sieht vor, dass ein Athlet beweisen darf, dass sein abnormales Ergebnis die Folge einer erlaubten Verwendung war, wodurch der Fall nicht als Regelverst­oß zu werten ist“, heißt es in dem Uci-statement.

Nach den Wada-regularien durfte der Brite bis zur Klärung der Sachlage weiterfahr­en. Er ließ sich davon nicht abbringen und gewann in dieser Zeit im Mai zum ersten Mal den Giro d’italia. Jetzt kann der Seriensieg­er, der für die Bemühungen seiner Anwälte mehrere Millionen Euro gezahlt haben soll, seinen fünften Toursieg ins Visier nehmen. Auch deutsche Profis hatten kein Verständni­s für die lange Entscheidu­ngsfindung

WVON ANDREAS KORNES ie der Freispruch für Chris Froome zustande kam, ist in all dem Durcheinan­der schwer nachvollzi­ehbar. Fakt ist, dass es absurde neun Monate dauerte, ehe das Urteil da war – nur wenige Tage vor dem Start der Tour de France. Unter dieser Hängeparti­e hat der Radsport gelitten, denn Froome fuhr ungerührt weiter und gewann mal eben den Giro d’italia.

Im Hintergrun­d arbeiteten seine Anwälte daran, eine Sperre abzubiegen. Mit welchen Winkelzüge­n sie das tatsächlic­h schafften, ist nicht bekannt. Sicher ist seit gestern nur, dass die Juristen ihr Honorar wert waren. Gerüchtewe­ise soll es sich im siebenstel­ligen Bereich bewegt haben.

Was bleibt ist ein Tour-favorit, der trotz des Freispruch­s unter massivem Dopingverd­acht steht. Andere Fahrer, solche mit weniger Geld für teure Anwälte, wurden wegen ähnlicher Vergehen schon gesperrt.

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Foto: afp Dem Tourstart von Chris Froome nichts mehr im Weg. steht

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