Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Spaghetti und Pizza für Klinsmann und Lineker
Der gebürtige Augsburger Francesco Voce kocht während der WM in seinem Restaurant in Moskau für ehemalige Fußball-größen
Francesco Voce betreibt in Moskau erfolgreich ein italienisches Restaurant. Während der Fußball-weltmeisterschaft hat sich das „Pepe Nero“am Ufer der Moskwa zu einem Intreff für illustre Fußballpersönlichkeiten entwickelt. Dabei lassen sich Jürgen Klinsmann, Gary Lineker oder Alan Shearer schwäbisch-italienische Küche schmecken. Denn der 49-jährige Gastronom hat nicht nur das Kochen in Augsburg gelernt. „Ich bin im Josefinum geboren. Ich glaube, das war damals die einzige Entbindungsklinik in Augsburg“, erzählt er. Seine Eltern waren als italienische Gastarbeiter aus Crotone in Kalabrien nach Augsburg gekommen, um bei der damaligen Textilfabrik NAK zu arbeiten.
Den Schulalltag erlebte er in Kriegshaber und beim Post SV trat er erstmals gegen den Ball. Es folgten Stationen in den Jugendmannschaften des TSV Schwaben und der TG Viktoria, ehe er sich als Erwachsener dem AC Torres angeschlossen hat. „Irgendwann habe ich aber gemerkt, dass ich mit der Pfanne besser umgehen kann als mit dem Ball, und habe dann meine aktive Karriere beendet“, sinniert der glühende Inter-mailand-anhänger mit einem schelmischen Lächeln.
Eine angefangene Kochlehre beendete er ohne Abschluss, um anschließend bei italienischen Restaurants anzuheuern. „Ich habe viele Jahre beim „Tartufo“am Perlachberg und im „Ferrari“in Neusäß gearbeitet, ehe ich in Pfersee mein eigenes Restaurant eröffnete“, blickt Voce auf seine Augsburger Wurzeln zurück.
Wahrscheinlich würde er immer noch in der Fuggerstadt leben, wenn er 2002 nicht einen Kurztrip nach Moskau unternommen hätte. Hier hat er damals seinen jetzigen Geschäftspartner, Mauricio Pizzutti, kennengelernt, der ihn überredet hat, mit ihm ein Restaurant in der russischen Hauptstadt zu eröffnen. „Während meines damaligen Aufenthalts wurde ich gefragt, ob ich für das Unternehmen „Gazprom“ein Bankett organisieren könnte. Das war die Initialzündung“, resümiert er, während er an einem Espresso nippt. Als Sahnehäubchen oben drauf kam dann noch die Liebe zu einer russischen Frau. Das erleichterte das Einleben, wenngleich Anfangsjahre in der riesigen Metropole nicht einfach waren. Mittlerweile hat sich das „Pepe Nero“etabliert und gilt als Geheimtipp gehobener italienischer Küche. Einen großen Anteil daran hat die italienische Botschaft, welche den zahlreichen italienischen Geschäftsreisenden das Restaurant am Ufer der Moskwa weiterempfiehlt. „Wir sind aber auch das einzige italienische Restaurant in Moskau, wo der Koch Italiener ist. Die anderen proklamieren nur den italienischen Namen“, erwähnt Voce mit einer leichten Dosis von Genugtuung.
Der gute Ruf des Restaurants hat sich bis nach London herumgesprodie chen, denn bei der laufenden Weltmeisterschaft ist das gesamte Reporterteam der BBC tagtäglich bei „Signor Francesco“zu Tisch. Mit dabei auch die einstigen Torjäger Gary Lineker und Alan Shearer, die als Kommentatoren für den britischen Tv-sender vor Ort sind. „Die Direktoren haben uns im Winter inkognito getestet und als zumutbar eingestuft“, erklärt der Tifoso mit leicht britischem Humor, nachdem die BBC bei den Olympischen Spielen in Sotschi gastronomisch einen Reinfall erlebt haben soll. Zudem wohnen die edlen Fußballgäste ganz in der Nähe im Hotel. „Die meisten von ihnen sind sehr umgänglich und keinesfalls arrogant“, urteilt der „Chef“, während am Nachbartisch der ehemalige Innenverteidiger von Manchester United, Rio Ferdinand, Platz nimmt.
Den Augsburger Fußball hat er auch in Moskau im Blick: „Ich verfolge gelegentlich die Bundesliga und habe registriert, dass der FCA sich dort etabliert hat“, unterstreicht Voce. In der Schwabenmetropole lebt auch ein Cousin von ihm, der in Steppach eine Eisdiele betreibt. „Mit dem bin ich aber spinnefeind. Er ist Juventus-anhänger“, fügt er mit einem Grinsen im Gesicht hinzu.
In den letzten Tagen hat sich ein weiterer prominenter Gast im „Pepe Nero“hinzugereiht. Der ehemalige Bundestrainer der Nationalmannschaft und Vorgänger von Joachim Löw, Jürgen Klinsmann, hat auf Einladung der BBC Kalifornien verlassen und ist nach Moskau geflogen, um von einem Studio am Roten Platz die K.-o.-spiele zu kommentieren. „Sehr enttäuscht und negativ überrascht sei er von der deutschen Elf“, betont Voce, der von Klinsmann, respektzeugend und jovial als „capo“angesprochen wird.
Der Schwabe wird übrigens bis zum Finale im Luschniki-stadion in der russischen Hauptstadt bleiben, ehe er dann die Heimreise in die USA antritt. Das Endspiel würde natürlich auch Voce gerne live sehen. Seine großen Hoffnungen liegen in der Chefetage der BBC, die der gebürtige Augsburger mit den italienischen Wurzeln nicht nur kulinarisch bezirzt. „Sie haben mir versprochen, dass sie mich honorieren“, erzählt Voce abschließend und prophezeit ein Finale zwischen Brasilien und Kroatien. So leise, dass es Ferdinand nicht hören kann.