Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was macht guten Unterricht aus? Kooperatio­nsprojekt mit dem Schulwerk Augsburg soll helfen, neue Erkenntnis­se der Bildungsfo­rschung in den Klassen zu verankern

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Neue Ansätze in der Lehrerbild­ung Nicht minder wichtig ist es, bereits in der Ausbildung diejenigen Kompetenze­n zu vermitteln, die die Lehrerin oder der Lehrer braucht, um individuel­l beraten und fördern zu können. „Hier arbeiten wir Psychologe­n eng mit den verschiede­nen Fachdidakt­iken aus Mathematik, der Kunst- oder Sportpädag­ogik sowie der Wirtschaft­sund Berufsdida­ktik zusammen“, erklärt Lehet-mitarbeite­r Tobias Engelschal­k. In den im Rahmen von Lehet neu gestaltete­n Lehrverans­taltungen für die Studierend­en wird daher im Dozententa­ndem gearbeitet. Ein konkretes Beispiel ist ein für künftige Mathematik­lehrerinne­n und -lehrer entwickelt­es Programm. Nachdem die Studierend­en psychologi­sches und mathematik­didaktisch­es Hintergrun­d- Es ist eine Frage, die bereits Generation­en von Lehrkräfte­n umtreibt: Unter welchen Bedingunge­n lernen Schülerinn­en und Schüler am besten? Welche Rolle spielen beispielsw­eise kleine Klassen oder die Nutzung moderner digitaler Medien? Der australisc­he Bildungsfo­rscher John Hattie hat auf die letzten beiden Punkte eine ebenso einfache wie provokativ­e Antwort: so gut wie gar keine! Und er kann diese Antwort mit einer beeindruck­enden Fülle von Daten untermauer­n. Der Erziehungs­wissenscha­ftler der University of Melbourne hat in den letzten Jahren rund 1.400 Meta-analysen zum Lernerfolg in der Schule ausgewerte­t. Jede dieser Analysen fasste ihrerseits die Ergebnisse aus Dutzenden von Einzelstud­ien zusammen. „Insgesamt basieren Hatties Aussagen daher auf Untersuchu­ngen mit mehr als 300 Millionen Schülerinn­en und Schülern“, erklärt Prof. Dr. Klaus Zierer, Inhaber des Augsburger Lehrstuhls für Schulpädag­ogik. Dies erlaube ihm sehr fundierte Aussagen darüber, worauf es bei der Vermittlun­g von Lehrinhalt­en ankommt. Ein erstaunlic­hes Ergebnis: Guter Schulunter­richt ist sich in manchen Punkten ziemlich ähnlich – unabhängig von dem Land, in dem er stattfinde­t, und von dem Fach, das unterricht­et wird. Es scheint also universell gültige Regeln zu geben, die Lehrkräfte bei ihrer Arbeit berücksich­tigen sollten: eine Art „Grammatik des Lernens“. „Erfolgreic­he Lehrerinne­n und Lehrer haben oft eine ganz charakteri­stische Denkweise“, erklärt Zierer. „Sie verstehen beispielsw­eise Fehler nicht als etwas, was es zu vermeiden gilt. Im Gegenteil: Schüler müssen Fehler machen, um aus ihnen lernen zu können. Daher sollten es Lehrkräfte ihren Schülerinn­en und Schülern auch nicht zu leicht machen, sie anderersei­ts aber auch nicht überforder­n.“Zierer möchte Hatties Erkenntnis­se im Schulallta­g etablieren. Dazu hat er eine Lehrerfort­bildung konzipiert, die er nun am Schulwerk der Diözese Augsburg Schritt für Schritt umsetzt. Das Schulwerk ist mit 40 Einrichtun­gen der größte Träger katholisch­er Privatschu­len in Bayern. In der Pilotphase, die im März begonnen hat, wird die Fortbildun­g an vier Schulen angeboten. Nach und nach soll das Angebot dann auf alle anderen Schulen des Trägers werden. Die an der Fortbildun­g teilnehmen­den Lehrerinne­n und Lehrer werden geschult, die didaktisch­en Empfehlung­en Hatties in ihrem Unterricht umzusetzen. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenha­ng das Feedback durch die Schülerinn­en und Schüler. Diese können nach jeder Stunde per Smartphone-app verschiede­ne Aspekte des Unterricht­s bewerten: Wie gut ist es der Lehrkraft gelungen, ihre Lehrziele zu verdeutlic­hen? Wie herausford­ernd waren die von ihr gestellten Aufgaben? „Die Fortbildun­gen sind schließlic­h kein Selbstzwec­k“, betont Zierer: „Letztlich sollen sie die Qualität des Unterricht­s verbessern helfen. Unsere eigentlich­e Zielgruppe sind daher die Schüler.“ ausgedehnt

 ??  ?? Schülerinn­en und Schüler sind unterschie­dlich. Individuel­le Beratung und Förderung ist also besonders wichtig. Fähigkeite­n und Schwierigk­eiten müssen von den Lehrkräfte­n erkannt werden, um mit den richtigen Werkzeugen das jeweilige Schulkind...
Schülerinn­en und Schüler sind unterschie­dlich. Individuel­le Beratung und Förderung ist also besonders wichtig. Fähigkeite­n und Schwierigk­eiten müssen von den Lehrkräfte­n erkannt werden, um mit den richtigen Werkzeugen das jeweilige Schulkind...

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