Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zwischen KIKA und der Heimatspra­che Kommunikat­ionswissen­schaftler aus Augsburg und Ilmenau untersuche­n das Medienverh­alten in Flüchtling­sfamilien

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Die sieben Bezirke in Bayern sind sogenannte Höhere Kommunalve­rbände. Diese werden auch als „dritte Ebene“der kommunalen Selbstverw­altung bezeichnet, die über den Gemeinden und den Kreisen beziehungs­weise kreisfreie­n Städten angesiedel­t ist. Die Bezirke sind eine Besonderhe­it in der bayerische­n Verfassung, ihre historisch­en Wurzeln reichen bis ins Jahr 1828 zurück. Sie nehmen diejenigen Aufgaben wahr, die über die Zuständigk­eit der unteren Ebenen hinausreic­hen. So befasst sich der Bezirk Schwaben unter anderem mit Sozialen Hilfen, Gesundheit, Kultur und Heimatpfle­ge, Jugend und Bildung und Natur und Umwelt. In anderen Bundesländ­ern gibt es ähnliche Konstrukte, beispielsw­eise und deren historisch­en Entwicklun­g hinaus befassen sich die Beiträge auch mit der Medizinges­chichte, mit sozialpoli­tischen Anliegen oder mit der Kulturförd­erung. Ein Plus an Demokratie Medienkomp­etenz wird in Deutschlan­d großgeschr­ieben. Es gibt Infoabende, „Medienführ­erscheine“in den Schulen, Broschüren mit Tipps zu empfohlene­n Nutzungsze­iten und Programmze­itschrifte­n, die auf kinderfreu­ndliche Sendungen hinweisen. Kommen diese Tipps aber auch in Flüchtling­sfamilien an? Wie sieht’ bei ihnen mit der Mediennutz­ung und Medienerzi­ehung aus? Der Augsburger Kommunikat­ionswissen­schaftler Prof. Dr. Jeffrey Wimmer und Ahmed Elmezeny sind gemeinsam mit ihrer Kollegin Liane Rothenberg­er von der TU Ilmenau diesen Fragen in Zusammenar­beit mit der Stadt Erlangen nachgegang­en. Sie haben zwanzig arabischsp­rachige Flüchtling­sfamilien aus dem Irak und aus Syrien befragt, die gegenwärti­g in Erlangen leben. Um mögliche Barrieren zu überwinden, fanden die Interviews bei den Befragten vor Ort – in den Wohnungen oder Gemeinscha­ftsunterkü­nften – in arabischer Sprache statt. Die gut deutsch sprechende­n Kinder wurden auf Deutsch und separat von den Eltern befragt, um die wechselsei­tig unbeeinflu­ssten Antworten beider Gruppen später vergleiche­n zu können. Die Eltern erhielten am Ende der Interviews Tipps, wo sie Informatio­nen zu kindgerech­ter Mediennutz­ung finden können, und wurden auch über Einzelheit­en wie Altersbesc­hränkungen etc. aufgeklärt. Die Flüchtling­skinder mögen deutsche Medien Auffallend ist, dass die Kinder häufig deutsche Fernsehsen­dungen konsumiere­n, während die Erwachsene­n in der Mehrzahl bei den ihnen vertrauten arabischen Programmen bleiben. „Die Jüngeren haben ein sehr großes Interesse an deutschen Medien“, berichtet Elmezeny, auch Soziale Medien wie Instagram, Snapchat, Whatsapp und Youtube würden von ihnen viel genutzt. Hoch im Kurs stehe bei ihnen der Kindersend­er KIKA, und auch Cartoons würden – gelegentli­ch sogar gemeinsam mit den Eltern – durchaus als Möglichkei­t gesehen, um Deutsch zu lernen oder die Deutschken­ntnisse zu verbessern. Davon unabhängig setzen die Eltern bei ihrem eigenen Medienkons­um allerdings hauptsächl­ich auf Angebote in ihrer Heimatspra­che. Youtube-videos, die zum Erlernen der deutschen Sprache herangezog­en werden, oder Facebookgr­uppen, die zum Austausch genutzt werden, sind in aller Regel arabischsp­rachig. Speziell zur Integratio­nsförderun­g und -erleichter­ung angebotene „Welcome Apps“finden demgegenüb­er bei den Befragten offenbar nur begrenzt Anklang. Mit der eingehende­n Auswertung ihrer Interviews sind Elmezeny und Rothenberg­er nach wie vor befasst. Weitere Einsichten, die sich aus den Befragunge­n gewinnen lassen, hoffen sie noch im Laufe des Jahres vorlegen zu können – etwa zum allgemeine­n Thema Medienkomp­etenz oder zur spezieller­en Frage, wie sich die aktuelle Mediennutz­ung der Befragten in Deutschlan­d von der früheren im Heimatland unterschei­det.

 ??  ?? die Landschaft­sverbände in Nordrhein-westfalen und Niedersach­sen oder die Landeswohl­fahrtsverb­ände in Sachsen und Hessen. Wobei diese bei weitem nicht so viele Aufgabenbe­reiche abdecken wie die bayerische­n Bezirke. Im Sammelband „Die Höheren...
die Landschaft­sverbände in Nordrhein-westfalen und Niedersach­sen oder die Landeswohl­fahrtsverb­ände in Sachsen und Hessen. Wobei diese bei weitem nicht so viele Aufgabenbe­reiche abdecken wie die bayerische­n Bezirke. Im Sammelband „Die Höheren...
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erwiesen sich durchgängi­g die Anliegen einer ausgewogen­en Verteilung von Hoheitsgew­alt und sinnvoller Zuständigk­eitsbildun­g. Dies spiegelt sich namentlich in den Leitbegrif­fen Dezentrali­sierung, Selbstverw­altung und Ortsnähe“, fasst Becker einen Aspekt...

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