Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie sieht’s aktuell im Theater aus?
Kultur Die Hauptspielstätte der städtischen Bühnen ist seit gut zwei Jahren fürs Publikum gesperrt. Von außen hat sich seither wenig getan, drinnen haben die Arbeiten begonnen. Bald werden auch Gebäude abgerissen
Vor zwei Jahren wurde das Große Haus des Theaters fürs Publikum geschlossen. Vor einiger Zeit sind auch die Künstler ausgezogen. In den nächsten Jahren haben nun die Handwerker das Sagen. Bis Ende 2023 wird die Hauptspielstätte saniert. Was aktuell passiert und wie es weitergeht? Ein Überblick:
Auszug Während das Große Haus bereits leer ist, wird in einigen Werkstätten und im Verwaltungsgebäude noch gearbeitet. Ab November werden die letzten Mitarbeiter dort ausziehen und an den Gaskessel in Oberhausen wechseln. Ebenfalls im Herbst verlässt die Schneiderei das ehemalige Stadtarchiv an der Fuggerstraße. Sie wird in einem angemieteten Gebäude im Deuterpark in Oberhausen unterkommen – also nahe der Interimsbühne am Gaskessel.
Abriss alter Gebäude Von außen ist momentan nicht zu sehen, dass der Theaterstandort im Umbruch ist. Die Arbeiten an Brechtbühne und Großem Haus finden drinnen statt. Lediglich die archäologischen Grabungen an der Volkhartstraße lassen erkennen, dass etwas geschieht. Im Frühjahr 2019 werden vor dem Theater, also am Kennedyplatz, dann Baucontainer aufgestellt, die bis zum Ende der Sanierung, also voraussichtlich bis Ende 2023, dort stehen bleiben. 2019 wird wohl auch mit dem Abbruch der Werkstätten hinter der Brechtbühne begonnen. Auch das Verwaltungsgebäude in der Heilig-kreuzstraße wird nicht mehr lange stehen. Es ist aber noch nicht klar, ob diese Gebäude gleichzeitig oder nacheinander abgetragen werden.
Neue Verkehrsregelung Die Kasernstraße als Verbindung zwischen Volkhart- und Ludwigstraße wird nach der Wiedereröffnung des Theaters nicht mehr für Autos freigegeben sein. Das Entwidmungsverfahren ist eingeleitet. Für den Verkehr geschlossen wird sie wohl ab Mitte 2019. Ein Gesamtverkehrskonzept ist laut Norbert Reinfuss, bei der Stadt Projektleiter für das Theater, bereits beauftragt.
Das neue Theaterviertel Der Neubau von Werkstätten und Multifunktionsspielstätte wird das Viertel rund ums Theater verändern. Wie es künftig gestaltet sein soll – es geht um Wege, Grünanlagen, Infrastruktur und mehr – wird in einem städteplanerischen Wettbewerb erarbeitet. Er beginnt im Herbst.
Fassaden Wie der Neubau einmal aussieht, steht noch nicht fest. Für den Orchesterprobensaal, der auf der einstigen Grünfläche zwischen Großem Haus und Volkhartstraße gebaut wird, gibt es ein Modell (wir berichteten), die Fassaden sind aber noch nicht ausgearbeitet. Laut Reinfuss wird dem Wunsch der Bürger Rechnung getragen, dass das Theater sich stärker nach außen öffnen soll. „Wir werden mit Glasfassaden arbeiten“, sagt Reinfuss. Es ist außerdem denkbar, durch multimediale Technik (Monitore oder Ähnliches) das Geschehen von drinnen nach draußen zu bringen.
Bühnenturm Ein „Sorgenkind“im Großen Haus ist der über 30 Meter hohe Bühnenturm. Die Stahlkonstruktion aus der Nachkriegszeit ist instabil. Sie kann die Last von Ton-, Beleuchtungstechnik und Bühnenbildern künftig nicht mehr tragen. Deshalb soll die Technik an einer neuen Konstruktion „aufgehängt“werden – einem Stahltisch, der in den Bühnenturm eingebaut wird. Eine Spezialfirma untersucht seit zwei Wochen den Boden unter dem Bereich des Bühnenturms. Sie führt dazu Bohrungen auf minus 17 Meter durch, um zu prüfen, ob der Grund stabil ist. Das Erdreich, das auf diese Weise ausgehoben wird, wird von einem Labor untersucht. Dies alles läuft noch unter dem Titel „Voruntersuchungen“. Die richtige Sanierung im Großen Haus beginnt im kommenden Jahr.
Finanzen Bislang ist das Projekt laut Reinfuss im finanziellen Rahmen. Die Sanierung des Großen Hauses soll 113,5 Millionen Euro kosten. Eingeplant war auch ein Puffer von rund 20 Millionen Euro; bis auf knapp vier Millionen ist dieser Puffer aber wie berichtet bereits aufgebraucht. Projektleiter Reinfuss ist dennoch zuversichtlich. Erstens, weil die Bauleitung in den vergangenen Wochen ausreichend Zeit hatte, die Substanz des Großen Hauses zu prüfen. Zweitens, weil man in Sachen Eröffnungsteam nicht unter Druck sei: Man müsse den Zeitplan nicht einhalten, weil die Interimsspielstätten auch darüber hinaus zur Verfügung stünden. „Die meisten Großbaumaßnahmen werden deshalb teurer, weil man am Ende auf Biegen und Brechen den Zeitplan einhalten muss“, sagt Reinfuss. Insgesamt kostet die Sanierung rund 200 Millionen Euro. Der Freistaat gibt 107 Millionen dazu.
Zeitplan Die Sanierung liegt laut Norbert Reinfuss gut im Zeitplan. Demnach würde das Große Haus 2023 wieder eröffnen, die Brechtbühne drei Jahre später. Ein großes Fragezeichen ist durch die archäologischen Grabungen auf dem Areal von Brechtbühne und Werkstätten gesetzt. Die Archäologen wissen dort um Reste der alten Römerstraße Via Claudia. »Kommentar