Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Kosten nicht unnötig nach oben treiben
Einst wurde in Augsburg hart um die Frage gerungen, ob das Große Haus überhaupt saniert werden soll. Seit das Millionenprojekt politisch durchgesetzt ist, ist es ruhiger geworden. So ruhig, dass mancher Bürger sich schon fragte, ob denn überhaupt gearbeitet werde im Großen Haus. „Ja, intensiv!“, sagt der städtische Projektleiter Norbert Reinfuss. Tatsächlich ist in den vergangenen Wochen einiges geschehen – das meiste in den Köpfen derjenigen, die mit dem heiklen Projekt befasst sind. Denn eines hatten alle Beteiligten früh betont: In welchem Zustand das Große Haus wirklich ist, könne man erst sagen, wenn man „zerstörende Untersuchungen“machen kann.
Was das heißt? Seit die Hauptbühne vor zwei Jahren geschlossen wurde, haben sich Experten die Substanz genau angesehen. Wände wurden aufgebrochen, Armierungen und Stahlträger geprüft, aktuell wird untersucht, ob das Fundament des Hauses und der Boden darunter tauglich sind für das, was die Architekten planen. All diese Untersuchungen sind noch nicht Teil der eigentlichen Sanierung; es handelt sich lediglich um Vorbereitungen. Die Fachplaner hegen jedoch die Hoffnung, dass sie dadurch im weiteren Verlauf der Sanierung von bösen (und teuren) Überraschungen verschont bleiben.
Die, die diese Sanierung von Anfang an skeptisch sahen, werden auch künftig beobachten, wie sich die Maßnahme entwickelt – vor allem finanziell. Das ist auch gut so, denn einige Teuerungen haben sich bereits ergeben, ohne dass sie zwingend nötig gewesen wären. Der erneute Umzug der Schneiderei vom ehemaligen Stadtarchiv-haus an der Fuggerstraße zum Beispiel war so zunächst nicht geplant; die Kostümabteilung sollte dort bleiben, bis sie 2023 ins Große Haus zurück kann. Weil die Stadt das einstige Stadtarchiv verkauft hat, muss sie für die Schneiderei nun aber ein Gebäude anmieten. Wirklich nachvollziehbar ist das für Außenstehende nicht.
Das Gesamtprojekt sollte deshalb aber niemand mehr infrage stellen: Ab September wird aus den Städtischen Bühnen ein Staatstheater, bald hat die Stadt auch ein Universitätsklinikum. Schon diese beiden Tatsachen erfordern ein funktionierendes und herzeigbares Dreispartenhaus – architektonisch wie qualitativ.