Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warum sterben die Insekten?

Ursachenbe­richt im Landtag vorgestell­t

- VON DAVID SPECHT

München Am schlimmste­n hat es die bayerische­n Libellen getroffen: Der Bestand ist um 75 Prozent zurückgega­ngen. Insgesamt sind 40 Prozent aller Insektenar­ten in Bayern gefährdet oder ausgestorb­en. Den Brutvögeln geht es nicht besser: Dort stehen 44 Prozent der Arten auf der Roten Liste. Das geht aus einem Bericht des Umweltmini­steriums hervor, der sich mit dem Rückgang der Insekten- und Vogelarten, dessen Gründen und den Maßnahmen dagegen befasst. Gestern war dieser Bericht Thema im Umweltauss­chuss des bayerische­n Landtags.

Man habe ein „komplexes Bündel“an Ursachen für das Insektenst­erben ausgemacht, erklärt Peter Boye, Referent für Biodiversi­tät und Artenschut­z beim Landesamt für Umwelt. Darunter sind bekannte Probleme wie das Verschwind­en von Blumenwies­en, Abgase und Pestizide, untersucht wurde aber auch der Einfluss von hellen Ledstrahle­rn auf nachtaktiv­e Insekten. Beim Rückgang der Vogelarten könnten sogar Katzen eine Rolle spielen. Vögel stellen einen wesentlich­en Anteil ihrer Beute dar. Dieser Zusammenha­ng sei allerdings noch nicht ausreichen­d erforscht, so Boye.

Als unbefriedi­gend empfindet Boye die Wissensbas­is: In Bayern fehlen häufig langfristi­ge, systematis­che Untersuchu­ngen. Ein Großteil der Roten Liste der gefährdete­n Arten stammt noch aus dem Jahr 2003. Die Informatio­nsgrundlag­e soll sich durch das bayerische Artenschut­zzentrum in Augsburg sowie ein gemeinsame­s Insektenmo­nitoring mit dem Bund verbessern.

„Diese symbolisch­en Aktionen reichen nicht“, bemängelt der Spdabgeord­nete Florian von Brunn. Es brauche vielmehr eine Landwirtsc­haft, „die die Bauern für Naturschut­z belohnt“. Otto Hünnerkopf von der CSU sagt: „Wir wissen schon, was wir tun können, ohne weiter zu forschen.“Als Beispiel nennt er abgemähte Straßenrän­der: „Wir haben alles gemulcht und abgemäht – weil es schön aussieht.“Dadurch fehle Insekten ein Platz zum Überwinter­n. Benno Zierer von den Freien Wählern ergänzt: „Wir wollen eine aufgeräumt­e und saubere Landschaft, hängen Wildbienen­hotels auf, statt für genügend Totholz zu sorgen. Wir wollen keine Vögel auf den Dächern, wegen der Hygiene.“Da müsse sich jeder an seine eigene Nase fassen.

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Foto: dpa Die blaugrüne Mosaikjung­fer gilt wie viele andere Libellen in Bayern als ge fährdet.

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