Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit Türmen gegen Waldbrände

Natur Heißes Wetter ist für Bäume gefährlich – ein Funke reicht, und sie fangen zu brennen an. Mit Kameras, die weit über dem Boden hängen, sollen die Schäden gering bleiben

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Rauch steigt in die Luft. Orange-rote Flammen sind zu sehen. In mehreren Bundesländ­ern hat in den vergangene­n Tagen der Wald gebrannt. Denn in den letzten Wochen hat es wenig geregnet. Der Boden und die Pflanzen in den Wäldern sind gerade besonders trocken. Außerdem ist es fast überall heiß.

Der Funke eines Lagerfeuer­s oder eines Grills reicht deshalb aus, um einen Waldbrand auszulösen, erklärt der Wald-experte Mathias Aßmann aus dem Bundesland Niedersach­sen. Deshalb sollte man im Wald kein Feuer machen. Auch glühende Zigaretten sind eine Gefahr. Genauso wie Autos, die zum Beispiel am Auspuff heiß sind und dann auf trockenem Gras abgestellt werden. Allein das heiße Metall kann ausgedörrt­es Gras zum Brennen bringen. Mathias Aßmann und seine Kollegen erklären den Leuten deshalb, wie man sich im Wald richtig verhält. Außerdem helfen den Fachleuten Kameras, damit aus einem kleinen Feuer kein größerer Brand wird. „In besonders trockenen Gegenden haben wir 20 Kamera-türme aufgestell­t“, erklärt Mathias Aßmann. Die Kameras drehen sich um sich selbst und beobachten den Horizont. „Die Kamera kann viele verschiede­ne Grautöne unterschei­den“, sagt Mathias Aßmann. „Ist eine Stelle plötzlich dunkler als der Rest des Himmels, kann das ein Zeichen für Rauch sein.“

Dann sendet die Kamera Bilder an die Waldbrandz­entrale. Dort sitzen zum Beispiel Förster, die sich das Bild schnell anschauen können. Sie vergleiche­n es dann mit den Bildern einer zweiten Kamera. So können die Experten genau sagen, wo es brennt und die Feuerwehr zum richtigen Ort schicken.

Solche Kameras stehen auch in anderen Bundesländ­ern, etwa in Brandenbur­g und Sachsen. Rechnen die Experten damit, dass in einem Gebiet ein Feuer ausbrechen könnte, gibt es außerdem den Feuerwehr-flugdienst. Fachleute fliegen mit einem Flugzeug über einen Wald und beobachten das Gebiet. Das alles soll helfen, damit die Feuerwehr schnell eingreifen kann.

In Bayern hat es in den vergangene­n Wochen öfter geregnet als in anderen Bundesländ­ern. Allerdings können auch dort im Sommer schnell Felder oder Wälder Feuer fangen. Erst Ende April 2018 brannte zum Beispiel ein kleiner Waldabschn­itt bei Donauwörth. Zum Glück bemerkten Flugzeug-piloten und auch Spaziergän­ger schnell den Rauch, die Feuerwehr konnte darum sofort anrücken und die Flammen rechtzeiti­g löschen.

Nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter kann ein Waldbrand entstehen. Ein besonderer Fall ereignete sich in der Silvestern­acht zum Jahr 2017 im Allgäu. Zwei Männer wollten sich von einem Berg bei Kochel am See aus das Feuerwerk ansehen. Um sich warm zu halten, machten sie sich ein Lagerfeuer. Das hätten sie aber nicht tun dürfen, weil es davor wenig geschneit und geregnet hatte und der Wald trocken war. Das Lagerfeuer der beiden Männer griff auf einige nahe Bäume über, am Ende brannte ein großer Teil des Waldes, sogar eine Berghütte wurde zerstört. Insgesamt entstand ein Schaden von 350 000 Euro – alles nur, weil jemand unvorsicht­ig mit Feuer war.

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