Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kicken und recht haben können wir doch

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Es hat sich einiges geändert in diesem Fußball-sommer. Eines ist die Einschätzu­ng der deutschen Nationalma­nnschaft. Die war lange über jeden sportliche­n Zweifel erhaben, stand in diesem Jahrtausen­d immer mindestens im Wm-halbfinale. Knallharte Siegertype­n, die wissen, was zu tun ist. Bis, na ja, bis zu diesem Sommer.

Müßig zu erwähnen, dass die deutschen Schiedsric­hter auch zur Weltspitze gehören. Schließlic­h treffen sich im Wesen des Unparteiis­chen gleich zwei klassische teutonisch­e Tugenden: Kicken und recht haben. Der Job an der Pfeife ist wie gemalt für einen, der zwischen Flensburg und dem Bodensee das Licht der Welt erblickt hat.

Allerdings hat die deutsche Mannschaft „ihren“Schiedsric­htern immer einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn je weiter Deutschlan­d im Turnier kommt, desto höher sind auch die Chancen dafür, dass der deutsche Unparteiis­che nach Hause fahren muss. Das Regelwerk verbietet es, dass ein Dfb-schiedsric­hter ein Halbfinale leitet, während die Adlertrupp­e um den Finaleinzu­g kämpft. Der bislang einzige deutsche Finalschie­dsrichter Rudi Glöckner profitiert­e 1970 davon, dass sein DDRTEAM nicht qualifizie­rt war.

Das schlechte Abschneide­n von Jogis Jungs hätte also eigentlich das Glück des deutschen Referees Felix Brych werden können. Das erste Vorrunden-aus der Wm-historie erfüllte aber nicht Brychs Traum davon, das Wm-finale zu leiten. Der Weltschied­srichter des Jahres 2017 legte in Russland ebenso eine Bruchlandu­ng hin wie der Weltmeiste­r von 2014: Für beide war nach der Vorrunde Schluss.

Welche Gründe den Ausschlag gegeben haben, den Münchner nach nur einem Vorrundens­piel wieder in den Flieger nach Hause zu setzen – darüber hüllt sich der Weltverban­d Fifa in Schweigen. Brych hat bei seiner einzigen Wmchance zwar nicht überzeugt, aber auch nicht enttäuscht. Nach welchen Kriterien die Leistungen der Schiedsric­hter bewertet werden, ist und bleibt ein Mysterium.

Aber ebenso wie die DFB-ELF sich wieder berappeln kann, wird auch Brych wieder bessere Tage erleben. Selbst eine kleine Wmchance könnte es noch geben: Beim Turnier in Katar 2022 wäre Brych zwar bereits 47 Jahre alt. Das ist aber ganz egal, denn die Fifa hat ihr Alterslimi­t für Schiris inzwischen abgeschaff­t. Dann muss in vier Jahren nur noch die deutsche Nationalma­nnschaft mitspielen.

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