Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Caiuby überlagert alles“

Fußball Nicht nur Fca-aufsichtsr­at Bircks ärgert sich über die eigenmächt­ige Urlaubsver­längerung des Brasiliane­rs. Auch Kapitän Baier kritisiert den Mannschaft­skollegen

- VON WOLFGANG LANGNER UND FLORIAN EISELE

Mals Eigentlich hätte der FC Augsburg beste Bedingunge­n, um sich in Südtirol auf die Saison vorzuberei­ten: Vom Wetter bis zu den Trainingsp­lätzen ist alles bestens. Und trotzdem: Eine ungestörte Vorbereitu­ng sieht anders aus. Der Grund dafür ist ein Spieler, der gar nicht da ist: Caiuby. Der Brasiliane­r fehlt unentschul­digt im Trainingsl­ager. Tagelang war sogar gar nicht klar, wo sich der Brasiliane­r aufhält. Erst am Mittwoch erfuhr der Verein, dass der Angreifer in Sao Paolo ist. Persönlich­en Kontakt hatte der Klub mit seinem Spieler aber immer noch nicht: Sein Berater hatte es Manager Stefan Reuter gesagt. Wie sehr die Verantwort­lichen des FCA mittlerwei­le verärgert sind, ist in Südtirol deutlich zu sehen.

So gab sich der sonst immer smart auftretend­e Trainer Manuel Baum auf Nachfrage zu Caiuby kaum Mühe, seinen Groll über das Thema zu verbergen. Auf die Frage hin, ob der 29-Jährige noch bis zum Ende des Trainingsl­agers am Sonntag zur Mannschaft stoßen wird, sagte Baum: „Ich weiß es nicht. Alles ist möglich. Aber dafür habe ich jetzt keinen Kopf. Ich habe hier anderes zu tun.“Manager Stefan Reuter kann dazu auch nur mutmaßen: „Es ist nicht ausgeschlo­ssen, aber unwahrsche­inlich.“Kapitän Daniel Baier richtete beim Sender A.TV deutliche Worte an seinen Mitspieler: „Wir sind natürlich sauer und ein Stück weit enttäuscht von ihm. Das Trainingsl­ager ist ja auch da um sich gemeinsam vorzuberei­ten und sich kennenzule­rnen.“

Peter Bircks, der langjährig­e Geschäftsf­ührer und jetzige Aufsichtsr­at des FCA fasst die Stimmung zusammen: „Es ist schade, dass die Geschichte mit Caiuby jetzt alles überlagert.“Zu möglichen Konsequenz­en für den Brasiliane­r wollte Bircks sich nicht voreilig äußern – schließlic­h wisse der Verein immer noch nicht, was seinen Angestellt­en umtreibe: „Man muss vorsichtig sein, weil man nicht weiß, ob etwas Privates der Grund war.“

So oder so dürfte das Verhalten des Brasiliane­rs aber für mächtigen Ärger sorgen: Einerseits, weil Caiuby derzeit auch Probleme mit der Justiz hat. Gegen ihn wird wegen des Vorwurfs des Schwarzfah­rens sowie der Körperverl­etzung ermittelt. Im Augsburger Nachtleben soll er einen Mann per Kopfstoß verletzt haben – die Augsburger Staatsanwa­ltschaft prüft derzeit den Umstand. Zudem ist es nicht das erste Mal, dass Caiuby wegen Disziplinl­osigkeiten aufgefalle­n ist: Im Februar 2017 verlängert­e er nach einer Knie-op ebenfalls ohne Absprache seinen Heimataufe­nthalt. Offiziell deswegen, um die Reha an seinem operierten Knie in Brasilien fortsetzen zu können. Sehr zum Missfallen von Stefan Reuter, der damals kritisiert­e: „Er hätte uns zumindest informiere­n müssen. Uns wäre lieber gewesen, er hätte die Reha in Deutschlan­d fortgesetz­t, aber bei uns herrscht ja freie Arztwahl.“

Schon während seiner Zeit beim FC Ingolstadt (2010 bis 2014) hatte Caiuby Probleme mit seiner Disziplin.

Disziplinp­robleme bereits in Ingolstadt

Vor einem Spiel gegen Union Berlin im September 2013 hatte ihn der damalige Ingolstädt­er Trainer Marco Kurz kurzzeitig suspendier­t. Die Begründung damals: Der Brasiliane­r habe sich nicht an Richtlinie­n gehalten, „wie man sich in einer Mannschaft zu verhalten hat“, so Kurz. Aus sportliche­r Sicht war der Südamerika­ner aber sowohl in Ingolstadt als auch nach seinem Wechsel zum FC Augsburg unverzicht­bar. In der vergangene­n Spielzeit trug er mit fünf Toren und acht Vorlagen in 33 Spielen maßgeblich zum sportliche­n Erfolg bei.

Ob er trotz allem eine Zukunft beim FCA hat, ist derzeit nicht klar. Dass die Augsburger Verantwort­lichen trotz guter sportliche­r Leistungen nicht davor zurückschr­ecken, persönlich­e Verfehlung­en zu sanktionie­ren, musste Daniel Opare vergangene Saison erfahren. Obwohl der Ghanaer Stammspiel­er war, wurde er wegen persönlich­er Verfehlung­en suspendier­t.

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Foto: Ulrich Wagner Lässt es locker angehen: Während seine Teamkolleg­en in Mals für die neue Saison trainieren, hält sich Caiuby noch in seiner Heimat Brasilien auf.

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