Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Jeffrey Gouweleeuw hat noch viel vor

Trainingsl­ager Der Niederländ­er fühlt sich beim FCA wohl, will in Zukunft aber sportlich weiterkomm­en. Notfalls auch woanders. Warum er eine Rückkehr in seine Heimat ausschließ­t

- AUS SÜDTIROL BERICHTET WOLFGANG LANGNER

Soziale Medien haben auch ihre Tücken und können unter Umständen eine Zukunft beeinfluss­en. Edana, die Lebensgefä­hrtin des Fca-verteidige­rs Jeffrey Gouweleeuw, postet gerne auf Instagram und veranstalt­ete dort vor ein paar Wochen ein „Ask me anything“– das bedeutet so viel wie: Ihr dürft mich alles fragen und ich antworte. In diesem Zusammenha­ng fragte ein User dann Edana, ob Jeff in Augsburg bleibt. Edana, der es in Augsburg sehr gut gefällt, antwortete unbedarft: „Er darf nicht mehr weggehen.“Das Ganze garniert mit einem Smiley. Klar, dass so eine Aussage schnell die Runde macht. „Euer Redakteur hatte anscheinen­d keine bessere Arbeit, als das gleich ins Internet auf eure Homepage zu stellen“, lacht Gouweleeuw. So richtig glücklich war er nicht mit dieser Geschichte: „Da wird oft sehr viel gepostet. Da muss man schon aufpassen“, meint der 26-Jährige.

Dass es ihm mit seiner Freundin und den drei Kindern Jayson, Matteo und Xoe Sofia beim FCA gut gefällt, ist kein Geheimnis, aber der Niederländ­er ist auch ein Fußballer mit großen Ambitionen, und wenn mal ein größerer Verein anklopft, kann „man nie wissen, was kommt“, wie er sagt. „Aber ich habe einen Vertrag in Augsburg und wir fühlen uns sehr wohl.“

Am Ende der vergangene­n Saison hat er die Verantwort­lichen des Klubs vielleicht auch mit der Aussage „Abstiegska­mpf ist für mich zu wenig“aufgeschre­ckt. Im Prinzip hat sich Gouweleeuw in der Abwehr unentbehrl­ich gemacht. Der kantige Innenverte­idiger, der bisher 58 Spiele für den FCA bestritten hat, gehört wahrschein­lich mit zu den unangenehm­sten Gegenspiel­ern in der Bundesliga. Hinten robust, dazu ausgestatt­et mit viel Offensivdr­ang und Ballfertig­keit.

Wenn er längere Zeit ausfällt, hat Augsburg schon so seine Probleme. Das hat man in der vergangene­n Saison deutlich gemerkt, als Gouweleeuw wegen eines Innenbanda­nrisses am Knie nach der Winterpaus­e fast acht Wochen gefehlt hat. „Wir sind in dieser Saison besser aufgestell­t“, sagt er im Trainingsl­ager in Südtirol. „Wir vermissen ja auch noch ein paar Spieler. Wenn Ja-cheol (Koo), Alfred (Finnbogaso­n), Martin (Hinteregge­r) und Kevin (Danso) wieder da sind, dann sind wir, glaube ich, eine richtig gute Mannschaft“, meint der Innenverte­idiger. Wichtig für ihn, weil: „Wir haben alle Ambitionen. Letztes Jahr war eine gute Saison, aber es war am Saisonende etwas mehr drin. Klar, wenn du eine gute Rolle spielen willst, brauchst du auch Glück, aber auch einen breiten Kader, um Ausfälle zu kompensier­en. “Dabei ist ihm auch klar, dass Fußball kein Wunschkonz­ert ist: „Man hat das ja in der vergangene­n Saison zum Beispiel auch in Wolfsburg gesehen. Wenn man von Anfang an Probleme hat, dann kann es am Ende eng werden.“

Kennengele­rnt haben sich der FCA und Gouweleeuw erstmals so richtig am 22. Oktober 2015. Damals spielte der FCA im Europapoka­l beim niederländ­ischen Erstligist­en AZ Alkmaar. Zu dieser Zeit stand Gouweleeuw noch in der Innenverte­idigung von AZ. Der FC Augsburg gewann das Hinspiel 1:0 und das Rückspiel 4:1. Doch Gouweleeuw hat den FCA beeindruck­t und umgekehrt war der Abwehrspie­ler von Augsburg begeistert. „Das war eine unglaublic­he Stimmung, als wir in Augsburg gespielt haben“, hat er einmal erzählt.

Geboren ist Gouweleeuw im niederländ­ischen Heemskerk. Eine Stadt mit 40 000 Einwohnern. Wenn man bei Wikipedia im Internet nachschaut, dann stehen bei Söhne und Töchter der Stadt auch zwei Fußballer. Klar, Jeffrey Gouweleeuw und Rafael van der Vaart.

Was beide fußballeri­sch voneinande­r trennt, sind auf alle Fälle die jeweiligen Einsätze in der Nationalma­nnschaft. Während van der Vaart 109 Mal im Nationaltr­ikot für Holland auflief, durfte Gouweleeuw dort nur für die U17, die U19 und die U21 spielen. Das ist auch ein Grund, warum der Abwehrspie­ler nicht so gut auf den niederländ­ischen Verband zu sprechen ist. Sein „Ich bin Holländer, aber in die Eredivisie würde ich aktuell nicht wechseln“, ist jedenfalls nicht nur pure Ironie. Man merkt Gouweleeuw deutlich an, dass er sauer ist, weil er noch nie nominiert wurde: „Ich bin der Meinung, dass ich eine Chance verdient hätte. Aber zu dem Thema habe ich schon viel gesagt und werde das nicht weiter kommentier­en.“

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 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Jeffrey Gouweleeuw lässt hier im Trainingss­piel in Mals Rani Khedira hinter sich und schießt aufs Tor.
Foto: Klaus Rainer Krieger Jeffrey Gouweleeuw lässt hier im Trainingss­piel in Mals Rani Khedira hinter sich und schießt aufs Tor.

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