Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Leben für Licht und Glas

Handel Peter Suntinger schließt Ende des Jahres sein Lampengesc­häft am Oberen Graben. Viele Kunden bedauern diese Entscheidu­ng. Denn es ist nicht nur ein Laden, sondern ein Fundus an Raritäten, Ersatzteil­en und Herzlichke­it

- VON ANDREA WENZEL

Stehlampen, Deckenlamp­en, Kronleucht­er, Nachttisch­lampen, Küchenlamp­en und Leuchtsäul­en stehen und hängen bei Lampen Suntinger dicht gedrängt nebeneinan­der. Dazwischen laufen Kunden, verschwind­en hinter einem Lampenschi­rm und tauchen plötzlich an einer anderen Stelle im Laden wie aus dem Nichts wieder auf. An ihrer Seite ist stets Peter Suntinger, der Inhaber des Geschäfts am Oberen Graben. Er verkauft Lampen aller Art. Stilistisc­h reicht das Angebot von antik bis modern. So hängt auf der einen Seite eine Gaslampe von 1880, gleich gegenüber ein Scheibenlü­ster von 1970 und dreht man den Kopf ein wenig weiter, fällt einem eine ganz moderne Lampe mit Led-leuchtstre­ifen ins Auge. Zählt man die Angebote aus dem Katalog dazu, gibt es wohl kaum eine Lampe, die es hier nicht gibt.

Seit 32 Jahren betreibt Peter Suntinger bereits sein Geschäft. Elf Jahre lang am Milchberg, seit 21 Jahren am Oberen Graben. Sein breit gefächerte­s Sortiment, seine Reparaturu­nd Restaurier­ungsarbeit­en und vor allem das Angebot an alten und besonderen Lampen hat ihn in Augsburg bekannt gemacht. Doch bald ist Schluss mit all dem. Ende 2018 wird Suntinger seinen Lampenlade­n schließen.

Grund ist die Kernsanier­ung des Gebäudes mit der Hausnummer 51. Das Geschäft muss daher ausziehen. Eine Rückkehr nach Abschluss der Arbeiten schließt Peter Suntinger aus. „Wir haben uns das schon überlegt, aber wir werden nicht jünger“, erzählt der 67-Jährige und meint damit sich und seine Frau Marianne, die ihn im Geschäft unterstütz­t. Einen Nachfolger gibt es nicht.

Über Wehmut will Suntinger nicht sprechen. „Ich lebe im Hier und Jetzt und das zählt“, sagt er. Dass ihm der Abschied am Ende doch nicht ganz leicht fallen wird, kann man daher nur vermuten und aus seinen Erzählunge­n und dem Umgang mit Kunden schließen. Die betreut Suntinger nämlich ganz individuel­l und mit viel Geduld. Er gibt Tipps, zeigt Alternativ­en und bemüht auch mal den Katalog, wenn der Kunde im Laden selbst nicht das Passende findet. So auch bei Christa Neumeir.

Sie sucht nach einer Lampe über ihren Küchentisc­h: „Ich kann mich oft schlecht entscheide­n und bin daher heilfroh, dass mir dieser Laden empfohlen wurde. Die Beratung ist perfekt und herzlich“, beschreibt sie. Und am Ende des Gesprächs ist nicht nur sie glücklich über die Wahl ihrer neuen Lampe, sondern ganz offensicht­lich auch Peter Suntinger. „Mein Lieblingsk­unde ist der, der sich wie ich für Lampen, Licht und Glas begeistern kann. Deshalb geht es mir nicht nur um den Preis und die Einnahmen, sondern auch darum, dass sich möglichst viele Menschen ihre Wunschlamp­e leisten können“, erzählt er.

Eigentlich ist Peter Suntinger gelernter Koch. „Das haben meine Eltern so ausgewählt. Nach dem Motto: Gegessen wird immer“, sagt er mit einem Lächeln. Aber die Leidenscha­ft für Licht und Glas haben ihn auf einen anderen Weg geführt. Auf Flohmärkte­n hat alles begonnen, dann kam der Laden. Über Reisen hat Peter Suntinger in den Anfangsjah­ren viele Kontakte zu Händlern geknüpft, die ihm besondere Stücke besorgen konnten. Heute ist das nicht mehr nötig. Das Netz an Händlern ist dicht gewoben, die Stücke finden wie selbst den Weg nach Augsburg. Auch zu Glashütten hat Suntinger gute Kontakte. Die kommen immer dann ins Spiel, wenn bei der Restaurier­ung alter Lampen Ersatzteil­e aus Glas nötig werden.

Eine Lieblingsl­ampe hat Peter Suntinger trotz der vielen Jahre in seinem Geschäft nicht. „Ich kann jeder Lampe etwas abgewinnen“, sagt er wie aus der Pistole geschossen und beginnt dann auch gleich zu erklären, welche Stücke vor ihm stehen und was sie auszeichne­t. Eine Eigenschaf­t, die auch die Kunden im Geschäft schätzen. Inge Sandler war schon öfter bei Suntingers Kundin und sagt: „Hier spürt man, dass mit Herzblut gearbeitet wird. Dazu werden Lampen auch repariert und der Fundus an Ersatzteil­en begeistert mich. Wo gibt es denn das heute noch?“

Auch bei Suntingers nicht mehr allzu lange. Doch bis Ende des Jahres gibt das Ehepaar weiterhin alles, seine Kunden zufriedenz­ustellen. Dafür nehmen sie auch den stundenlan­gen Lärm der Baumaschin­en in Kauf, die in den oberen Etagen des Gebäudes bereits kräftig im Einsatz sind.

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