Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das Fugger-musical im Faktencheck
Historie Wie dachte und fühlte Jakob Fugger? Über den Charakter eines der reichsten Menschen seiner Zeit ist wenig bekannt. Die dürftigen Hinweise aber zeichnen ein Bild, das sich von dem unterscheidet, das gerade auf der Freilichtbühne gezeichnet wird /
14 Jahren zur Ausbildung nach Venedig geschickt. Wann und wie oft er sich bis zu seiner Rückkehr 1487 in Augsburg aufgehalten hat, ist unbekannt. Seine Heirat mit 39 Jahren war damals für einen Mann nicht unüblich, ebenso wenig der Altersunterschied zur Braut. Mädchen galten ab dem 17. Lebensjahr als heiratsfähig.
Die Ehe zwischen Fugger und Sibylla wird im Musical als unglücklich beschrieben. Am Ende verlässt Sibylla ihren Mann Jakob. Wahr?
Einheirat in eine solche Familie war der Schlüssel zu Status und Verbindungen. Zudem lag ein Vorteil in der „Verflechtung“mit starken Familienverbänden. Daher ging es bei Jakobs Heirat mit einiger Sicherheit auch um sozialen Aufstieg und damit um die gesellschaftliche Anerkennung des inzwischen erreichten wirtschaftlichen und finanziellen Status der Familie Fugger.
Kommen wir zum Geschäftlichen. Im Musical erwirbt Fugger die Schürfrechte in Tirol durch einen Kredit an Erzherzog Sigmund. Stimmt das?
Quellen wird Jakob als zuverlässiger Geschäftspartner gezeichnet, der unter allen Umständen sein Wort hielt. In Krisen bewies er kaltes Blut. Bei aller Verbindlichkeit war er selbstbewusst: In einem Brief an Karl V. weist er den Kaiser deutlich darauf hin, dass dieser ihm die Krone verdanke und daher bitte seine Schulden begleichen möge. Trotz seiner gesellschaftlichen und geschäftlichen Erfolge fühlte er sich aber wohl nicht zu „Besserem berufen“. Vielmehr sah er seinen persönlichen Weg, Glück und Unglück als Ausdruck des göttlichen Willens.
War er, wie im Stück beschrieben, ein Einzelgänger, der mehr an den Verstand als ans Herz glaubte? Im Text von Musical-autor Andreas Hillger ist erwähnt, dass Fugger dem Papst die Schweizergarde finanzierte ...
Das stimmt. Durch einen Kredit Fuggers wurden Schweizer Söldner angeworben. Zu der Zeit hatte Fugger eine gut gehende Faktorei in Rom, die überwiegend Bankgeschäfte machte – bis hin zur Pacht der Zecca, der päpstlichen Münze.
Fugger begegnet dem damaligen König Maximilian erstmals auf der Frankfurter Messe – so ist es zumindest im Musical beschrieben. Wahr oder falsch?
Das Treffen auf der Frankfurter Messe könnte 1489 anlässlich des Besuchs von Maximilian auf dem Reichstag stattgefunden haben, der auch dort abgehalten wurde. Maximilian dankte bei dieser Gelegenheit für die Unterstützung bei seiner Befreiung aus flandrischer Gefangenschaft, zu der auch die Fugger mit 15 000 Gulden beigetragen hatten.
Förderte Fugger, wie im Musical beschrieben, auch Maximilians Enkel und Nachfolger?
Fugger förderte Maximilians Enkel Karl erheblich, indem er den größten Teil der Gelder für seine Wahl zum Kaiser finanzierte. Als Kaiser Karl V. setzte der Herrscher die Geschäftsbeziehung zwischen Habsburgern und Fuggern fort.