Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kein Platz für Hooligans

Die Wm-gastgeber haben jeden und alles im Blick

- VON BENJAMIN KRAUS

Moskau Wer sich bei dieser WM durch Russland und die Stadien bewegt, kommt ohne zwei Dokumente nicht weit: Den Reisepass und die FAN-ID. Ersteren verlangen die Schalterda­men immer, wenn man Zug- oder Flugticket­s kauft oder im Hotel eincheckt – alle Angaben darauf werden dann erfasst. Letztere braucht jeder Fußballfan für den elektronis­ch geprüften Zutritt ins Stadion: Eine Plastikkar­te mit Lichtbild und personenbe­zogenen Daten, die im Vorfeld zu beantragen war und von den meisten Fußballfan­s an einem Band um den Hals herum getragen wird. „Ein skurriles Bild: Bei dieser WM wirkt es so, als wären alle Fans als Journalist­en akkreditie­rt“, lacht Michael Gabriel.

Der Leiter der Koordinati­onsstelle Fanprojekt­e (KOS) war selbst als Verantwort­licher für die mobile Fanbotscha­ft in Russland und sagt: „Die FAN-ID ist auch deshalb bei den deutschen Fans auf Akzeptanz gestoßen, weil sie Ersatz für ein richtiges Visum war, keine anderen Daten abgefragt wurden und mit ihr auch Annehmlich­keiten verbunden waren.“Allerdings auch eine weitere Möglichkei­t für das Gastgeberl­and, Informatio­nen über seine Gäste zu sammeln: Man darf davon ausgehen, dass russische Sicherheit­sbehörden jederzeit nahezu alles wissen über die Aufenthalt­sorte und Aktivitäte­n ihrer Wm-gäste.

Ein Umstand, der potenziell­e Störer abschreckt

Ein Umstand, der potenziell­e Störer abschreckt. Wobei Gabriel keine Verbindung zwischen der FAN-ID und dem Ausbleiben von Hooliganau­sschreitun­gen ziehen will. Dafür sieht er andere Hauptgründ­e: „Den schon seit etwa 2006 zu beobachten­den Trend, dass solche Leute – anders als bei einer EM oder in den nationalen Ligen – solch ein Weltevent gar nicht mehr besuchen. Und natürlich das massive Sicherheit­saufgebot in Russland an sich.“

Das russische Hooligan-klientel haben die Sicherheit­skräfte schon vor dem Turnier deutlich unter Druck gesetzt: Keinesfall­s sollten Stör-aktionen von dieser Seite das Prestige-projekt stören. Und das Konzept geht auf. In einem Land, in dem es den Menschen normalerwe­ise grundsätzl­ich verboten ist, sich zu versammeln und Banner zu zeigen, herrscht plötzlich eine ganz andere Lebenswirk­lichkeit.

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