Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Halla machte ihn weltberühmt
Pferdesport Springreiter-legende Hans Günter Winkler stirbt mit 91 Jahren. Ein unglaublicher Olympia-ritt bescherte ihm Doppel-gold. Besondere Verbundenheit mit Nördlingen
Augsburg Niemand weiß, wie oft Hans Günter Winkler in seinem langen Leben die Geschichte seiner Wunderstute Halla schon erzählt hatte. Doch er wurde nie müde, das Gedenken an jenes unglaubliche Pferd, dieser „Mischung aus Genie und irrer Ziege“aufrechtzuerhalten. Sie hatte den jungen Springreiter 1956 in Stockholm zu olympischem Doppel-gold getragen.
Im ersten Durchgang des Mannschaftsund Einzelspringens hatte sich Winkler einen schweren Muskelriss in der Leiste zugezogen und konnte sich im entscheidenden zweiten Durchgang nur noch unter größten Schmerzen im Sattel halten. „Dieses wunderbare Pferd machte mir die größte Liebeserklärung, indem es am langen Zügel nur begleitet von meinen Schmerzensschreien über jeden Sprung ohne Fehler ging“, erzählte Winkler gern die Geschichte der legendären Halla, deren lebensgroßes Bronzeabbild heute den Haupteingang der Deutschen Reiterlichen Vereinigung in Warendorf ziert.
Mit Halla wurde der in Barmen (Wuppertal) geborene Hans Günter Winkler 1956 zwar schlagartig der Weltöffentlichkeit bekannt, doch seine Karriere begann schon viel früher. Im sich langsam aufbauenden Nachkriegsdeutschland ritt er die ersten Turniere. Schnell folgten Top-ergebnisse, die ihn bis heute zum international erfolgreichsten Springreiter der Gesichte machen. Sieben olympische Medaillen und zwei Weltmeistertitel sammelte er mit unterschiedlichen Pferden. Dreimal gewann er den renommierten Großen Preis von Aachen.
1986 verabschiedete sich Hans Günter Winkler aus dem aktiven Springsport, blieb der Reiterei aber als Geschäftsmann seiner Hgwmarketing-firma, als Turnier-organisator, Förderer und Protektor erhalten. Ganz besonders intensiv pflegte er seine Bande nach Bayern – zum Fürstenhaus Oettingen-wallerstein und zum Scharlachrennen in der Ries-gemeinde Nördlingen. 1948 war der junge Hans Günter Winkler erstmals dort geritten, später hatte er mehrfach den Großen Preis gewonnen. Bis vor wenigen Jahren war Winkler regelmäßig zu Gast. Eine Zeit lang arbeitete er sogar als Geschäftsführer des Scharlachrennens und unterstützte die Organisatoren mit seinem Knowhow. 2009 rief er mit der Familie Grenzebach aus Hamlar (Landkreis Donau-ries) den Sonderpreis um die „Goldene Daniel-peitsche“ins Leben. Seitdem darf sich der Sieger des Scharlachrennens über diese Wander-trophäe freuen.
Doch so erfolgreich und umtriebig Winkler als Geschäftsmann und Sportler war, privat hatte er einige Rückschläge zu verkraften. Drei Ehen scheiterten. Seine vierte Frau, die Us-amerikanerin Debby Winkler, starb 2011 im Alter von 51 Jahren nach einem Reitunfall. Ihr Tod traf ihn tief, doch aufgeben kam für ihn nie infrage. Noch mit 87 Jahren bei seinem offiziellen Abschied aus dem Geschäftsleben hatte er angekündigt:
Vierte Ehefrau verunglückt beim Reiten
„Es ist ein Irrtum, wenn die Leute glauben, dass ich mich zurückziehe.“Mit dem deutschen Vielseitigkeitsreiter Andreas Ostholt, der die Pferde von Winklers verstorbener Frau übernommen hatte, betrieb HGW, wie er sich gern nennen ließ, zuletzt ein Ausbildungszentrum in Warendorf.
Dazu gründete er die Hans-günter-winkler-stiftung. „Mit ihr möchte ich in Erinnerung an meine verstorbene Frau Debby und über mein Leben hinaus einen Beitrag dazu leisten, jungen, talentierten Reitern den Weg in den großen Sport zu ebnen“, schrieb Winkler auf seiner Homepage. Ein paar Jahre konnte er dort noch selbst aktiv sein. In der Nacht zum Montag ist die Reiterlegende im Alter von 91 Jahren verstorben, zwei Wochen vor seinem 92. Geburtstag.