Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Er kam, sah und blieb
Erasmus Wie sich der irische Austauschstudent Mark Doherty in Augsburg verliebte
Entspannt sitzt der 21-jährige Mark Doherty auf der Wiese des Unicampus und trinkt mit seinen Freunden ein Radler. Amüsiert beobachten sie die Enten am Uniteich, die wohl jeder Augsburger Student kennt. Diese vermeintlich normale Szene ist ungewöhnlicher, als man denkt, denn eigentlich sollte Mark Doherty schon längst wieder zurück in Limerick sein, seiner Heimatstadt im Westen von Irland. Dort wohnen auch seine Familie, Freunde und Kommilitonen. Seine „lads“, wie er sie nennt, müssen aber wohl noch etwas länger ohne Mark Doherty auskommen. Doch warum ist das so?
Die Antwort: Mark Doherty ist geblieben. Er ist Wahl-augsburger, zumindest für ein Jahr. Was als ganz normaler Auslandsaufenthalt als Erasmus-stipendium im Oktober 2017 begann, entwickelte sich schnell zu einer längerfristigen Angelegenheit: „Als es im Januar an der Zeit war, zu gehen, habe ich mich entschieden, zu bleiben. Ich wollte noch nicht heim.“So verlängerte er seinen Aufenthalt um ein weiteres Semester, was ihm die Möglichkeit gab, die Stadt noch besser kennenzulernen.
Bei der Frage, was er am liebsten in Augsburg mag, muss er nicht lang überlegen: „Hier ist immer etwas los. Egal ob das Modular-festival oder die Sommernächte – es wird nie langweilig!“Ein weiterer Pluspunkt sei das zuverlässige Transportsystem, das gebe es in seiner Heimatstadt nicht. Sehr überraschend war für ihn aber, dass sich die Deutschen nie beim Fahrpersonal bedanken. „Eigentlich komisch, in Irland kommen die Busse ständig zu spät und wir sagen trotzdem Danke. Hier ist es genau andersherum“, sagt er lachend. Das stellte er schon bei seinem ersten Deutschlandaufenthalt vor zwei Jahren fest.
Schon damals war er begeistert und fasziniert von der deutschen Kultur. Unbedingt wollte er mehr über dieses Land erfahren. Die Neugier schlug sich auch in seinem akademischen Werdegang nieder: Nach seinem Leaving Certificate, dem irischen Pendant zum Abitur, stand schnell für ihn fest, dass er Deutsch studieren möchte. Sein verpflichtendes Auslandssemester in einer deutschen Stadt zu verbringen und so Land und Leute auf authentische Weise kennenzulernen, erschien ihm da nur logisch.
In Augsburg kannte er zu Beginn niemanden, was sich aber durch den Erasmus-stammtisch schnell änderte. Seinen ersten Freund lernte er jedoch auf eine ganz andere Art und Weise kennen: „Meine Mum sprach im Wohnheim einfach einen italienischen Austauschstudenten an. Sie verwickelte ihn in ein Gespräch und stellte uns einander vor. Wir sind tatsächlich die besten Freunde geworden.“Wenn es im September an der Zeit ist zu gehen, wird das mit einem lachenden und einem weinenden Auge passieren: „Am meisten werde ich wohl meine Freunde und das gute Wetter vermissen. Trotzdem – daheim ist daheim und ich freue mich auf meine Freunde und meine Familie!“
Viele Erasmus-studenten bekommen nach ihrem Auslandsaufenthalt den sogenannten Erasmusblues, eine Niedergeschlagenheit und Nostalgie, wenn der normale Alltag zu Hause wieder eintritt. Dem will Mark Doherty mit zahlreichen Unternehmungen und Partys in seiner Heimatstadt Limerick entgegenwirken. Außerdem möchte er seine Erasmus-freunde, die in ganz Europa verteilt leben, besuchen. Nach Augsburg will er so oft es geht zurückkehren: „Ich hatte hier wirklich die beste Zeit meines Lebens!“