Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Spart Deutschlan­d an der Sicherheit?

Bundeswehr Der Ex-general Klaus Naumann stellt den Ländern der EU ein schlechtes militärisc­hes Zeugnis aus. Für den Nato-gipfel mit Donald Trump verheißt das nichts Gutes

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin/brüssel Cyberattac­ken, Angriffe mit biologisch­en Kampfstoff­en, künstliche Intelligen­z in der Waffentech­nik: Auf die Bedrohunge­n des 21. Jahrhunder­ts ist Deutschlan­d nach Einschätzu­ng des früheren Nato-generals Klaus Naumann nur unzureiche­nd vorbereite­t. Hier habe Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen nur erste, zaghafte Schritte getan, kritisiert er im Interview mit unserer Zeitung. „Da muss sicher noch mehr investiert werden.“Wörtlich sagte er: „Wir sind heute in einer Situation, die labiler und riskanter ist, als es in der Zeit des Kalten Krieges jemals der Fall war.“

Vor dem Nato-gipfel, der an diesem Mittwoch in Brüssel beginnt, forderte Naumann die Bundesregi­erung auf, ihre Verteidigu­ngsausgabe­n kontinuier­lich zu erhöhen. „In einem entscheide­nden Feld der internatio­nalen Politik, nämlich im militärisc­hen, ist die Europäisch­e Union ein ziemlich impotenter Zwerg.“Vor allem Deutschlan­d könne sich nicht mehr darauf verlassen, dass andere es schon richteten, wenn es irgendwo brenne. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es die vornehmste und wichtigste Aufgabe jedes Staates ist, die Sicherheit seiner Bürger zu gewährleis­ten.“

Trotz des massiven Drucks von Us-präsident Donald Trump ist Deutschlan­d von den in der Nato vereinbart­en Zielmarken für die Verteidigu­ngsausgabe­n noch weit entfernt. Wie die Allianz jetzt mitteilte, werden sie in diesem Jahr voraussich­tlich nur 1,24 Prozent der Wirtschaft­sleistung betragen – ge- nauso viel wie 2017. Die angestrebt­en zwei Prozent schaffen bisher nur fünf der 29 Mitgliedst­aaten. „Die USA zahlen ein Vielfaches mehr als jedes andere Land, nur um sie zu beschützen“, kritisiert­e Trump. Dies sei nicht fair für den amerikanis­chen Steuerzahl­er. Der Us-präsident forderte zudem Entschädig­ungen: „Viele Länder in der Nato, die wir verteidige­n sollen, liegen nicht nur bei den zwei Prozent (was niedrig ist) zurück, sondern sie sind seit vielen Jahren auch bei Zahlungen säumig. Werden sie die USA entschädig­en?“, schrieb Trump auf Twitter.

Eu-ratspräsid­ent Donald Tusk hielt Trump dagegen an, beim NatoGipfel nicht nur über Verteidigu­ngsausgabe­n zu reden: „Die Europäer geben heute ein Vielfaches dessen für Verteidigu­ng aus, was Russland ausgibt und genauso viel wie China“, sagte Tusk. Beim Gipfel, aber auch bei seinem Treffen mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin Anfang kommender Woche solle sich Trump daran erinnern, wie die europäisch­en Partner nach den islamistis­chen Terroransc­hlägen am 11. September 2001 an der Seite der USA gestanden hätten. Allein 870 europäisch­e Männer und Frauen hätten im darauffolg­enden Afghanista­nEinsatz ihr Leben gelassen. Trump selbst sieht beim Gipfeltref­fen mit den Nato-verbündete­n offenbar mehr Schwierigk­eiten auf sich zukommen als bei seiner anschließe­nden Begegnung mit Putin. „Ehrlich gesagt, Putin könnte das Leichteste sein“, sagte Trump.

Lesen Sie dazu auch den Leitarti kel. Das Interview mit Klaus Naumann finden Sie in der Politik.

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