Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie weit darf die EZB gehen?

Prozess Die Anleihekäu­fe der Notenbank beschäftig­en Europas oberstes Gericht. Geklagt hat auch Csu-politiker Peter Gauweiler

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Luxemburg Der Europäisch­e Gerichtsho­f (EUGH) hat am Dienstag über die umstritten­en Anleihekäu­fe der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) beraten. Die Beteiligte­n brachten vor dem höchsten EU-GEricht in Luxemburg ihre Anliegen vor. Ein Urteil dürfte in einigen Monaten fallen. Der Eugh-generalanw­alt soll nun am 5. Oktober seine Sicht der Dinge darlegen. Das Bundesverf­assungsger­icht hatte den Fall nach Luxemburg verwiesen. Es sieht gewichtige Gründe dafür, dass die dem Anleihekau­fprogramm zugrunde liegenden Beschlüsse gegen das Verbot der Staatsfina­nzierung durch die Notenbank verstoßen. Zu den Klägern zählen der frühere CSU-VIZE Peter Gauweiler und mehrere Europaabge­ordnete der Liberal-konservati­ven Reformer (LKR), darunter Bernd Lucke.

Das Bundesverf­assungsger­icht wird schließlic­h auf Grundlage der Eugh-entscheidu­ng befinden. Die EZB kauft im Rahmen ihres Programms seit März 2015 Wertpapier­e an. Bislang beläuft sich der Gesamtwert auf knapp 2,5 Billionen Euro – vor allem für Staatsanle­ihen der Euro-länder. Genau um diese Staatsanle­ihen geht es nun. Staaten besorgen sich dadurch in der Regel frisches Geld bei Banken und Investoren wie Fonds oder Versicheru­ngen. Je riskanter eine Staatsanle­ihe aus Sicht der Käufer ist, desto höhere Zinsen muss der Schuldner einräumen. Durch die Ezb-anleihekäu­fe sinkt das Zinsniveau für diese Papiere. Staaten, aber auch Unternehme­n sollen so billiger an Geld kommen. Die Notenbank will dadurch die Konjunktur in den 19 Staaten mit der Gemeinscha­ftswährung anheizen.

Die EZB peilt ein Ende ihrer milliarden­schweren Anleihekäu­fe zum Jahresende 2018 an. In mehreren großen Euroländer­n, darunter Deutschlan­d, nähert sich der Anteil der von der EZB erworbenen Staatsanle­ihen einem Schwellenw­ert von einem Drittel aller umlaufende­n Schuldtite­l. Diese Grenze hat sich die EZB selbst gesetzt, um sich nicht verstärkt dem Vorwurf auszusetze­n, sie betreibe Staatsfina­nzierung mithilfe der Notenpress­e. Auch wenn sie nur ein Drittel der Papiere aufkaufe, betreibe sie damit Staatsfina­nzierung, kritisiert­e Lucke. Die EZB sei damit Gläubiger der Eurostaate­n, ohne zu präzisiere­n, wie sie diesen Berg an Papieren jemals wieder abgeben wolle.

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Foto: Ralf Lienert Peter Gauweiler geht die Politik der EZB zu weit.

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