Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ganz nah am Golf

Neuvorstel­lung Kia fordert mit dem neuen Ceed den Platzhirsc­h heraus. In einem Punkt liegt Korea schon mal vorn

- VON MICHAEL GEBHARDT Foto: Kia

Die Luft in der Kompaktkla­sse wird immer dünner. Freilich ist der VW Golf noch die unangefoch­tene Nummer eins, und so schnell wird ihn keiner vom Thron stoßen. Doch die Konkurrenz rückt dem Wolfsburge­r dichter auf die Fersen.

Jüngster Aufholkand­idat ist der neue Kia Ceed, der schon in der bisherigen Ausgabe nah am Original dran war. Doch die Ingenieure haben wieder ein paar Stellschra­uben gefunden, um den kompakten Koreaner noch besser zu machen. Wobei: Ein echter Koreaner ist der Kia nicht. Konstruier­t in Rüsselshei­m, entworfen in Frankfurt und gebaut in der Slowakei, geht er zweifelsfr­ei als Europäer durch.

Sicher nicht die wichtigste, dafür aber eine umso erfreulich­ere Neuerung ist der zukünftige Name, oder besser gesagt die Schreibwei­se. Statt mit Kleinbuchs­taben und einem überflüssi­gen Apostroph (cee’d) schreibt sich der Kia jetzt europäisch-rechtschre­ibkonform Ceed. Das sieht im Prospekt und am Fahrzeughe­ck um einiges erwachsene­r aus und unterstrei­cht den gereiften Charakter. Dass der Ceed aus der Pubertät rauskommt, zeigt auch das neue Blechkleid. Während Generation eins 2006 noch nicht ganz stilsicher auftrat und sich nur wenig um ihr Aussehen zu scheren schien und Nummer zwei zwar gefällig, aber auch unauffälli­g unterwegs war, hat Chef-designer Peter Schreyer der Neuauflage einen Maßanzug mit Anleihen von der Sport-limousine Stinger geschneide­rt, der um einiges aufregende­r ist als die Volkswagen­Stangenwar­e. Und endlich haben die Verantwort­lichen in Seoul gemerkt, dass man in Europa auch Wert auf einen schicken Innenraum legt. Sie haben den Interieur-designern mehr Spielraum gegeben.

Das Ergebnis: Ein modernes, übersichtl­iches Cockpit mit einfach zu bedienende­m Infotainme­nt-system mit bis zu acht Zoll großem Touchscree­n und einer induktiven Ladeschale fürs Smartphone; technische Top-lösungen wie ein volldigita­les Kombiinstr­ument sucht man allerdings vergebens – hier lässt sich VW dann doch noch nicht den Schneid abkaufen. Bei den Assis- tenzsystem­en kann der Kia wiederum punkten: Der Ceed bremst automatisc­h, hält den Abstand zum Vordermann, bleibt in der Spur und parkt auf Wunsch alleine ein.

Bei der Motorenpal­ette ist wiederum Zurückhalt­ung angesagt: Die drei Benziner (Zwei Turbos, ein Sauger) und zwei Diesel leisten zwischen 100 und 140 PS und sind damit eher Brot-und-butter- als Spaßtriebw­erke und der Sportskano­ne Golf GTI kann der Ceed schon gar nichts entgegense­tzen. Mag sein, dass sich das noch ändert: Die Markenschw­ester Hyundai tritt mit dem i30 N seit kurzer Zeit in genau diesem Segment an, und da Kia ohne- hin – nach Fünftürer (ab sofort) und Kombi (ab Herbst) – ein sportliche­s „Shooting-brake“-modell nachreicht, stehen die Chancen auf etwas mehr Leistung vielleicht gar nicht schlecht.

Bis es so weit ist, ist dem stärksten Benziner der Vorzug zu geben. Der 15 990 Euro teure Einstiegs-sauger mit 100 PS kam schon im Vorgänger nicht wirklich vom Fleck und schluckt mehr Benzin als die beiden anderen, und der 120 PS starke Einliter-dreizylind­er birgt kaum Sparpotenz­ial: Er verbraucht mit nominal 5,4 Litern nur marginal weniger als das Top-modell und ist in der gleichen Ausstattun­g nur gut 1000 Euro günstiger. Für den 1.4er-turbo (siehe Datenkaste­n) werden mindestens 22 090 Euro fällig. Der TopOtto kann, wie auch der stärkste Diesel außerdem mit einem Siebengang-doppelkupp­lungsgetri­ebe geordert werden, bei allen anderen ist Handschalt­en angesagt. Egal zu welchem man greift: Alle Aggregate sind hervorrage­nd gedämmt. Innen ist es angenehm ruhig.

Eine ruhige Kugel muss man mit dem neuen Ceed dagegen nicht schieben: Die Karosserie ist merklich steifer, die Fahrwerks-ingenieure haben den Unterbau straffer abgestimmt und die Lenkung arbeitet deutlich präziser und gefühlvoll­er. So verdaut der Kia auch flotte Biegungen problemlos. Und vielleicht ist die sportliche­re Auslegung ja sogar ein weiterer Vorbote auf ein stärkeres Gt-modell. Mehr Power verkraften würde der Ceed auf jeden Fall!

Datenblatt

Kia Ceed 1.4 T GDI Hubraum 1353 ccm Leistung 140 PS bei 6000/min Drehm. 242 Nm ab 1500/min Länge/b./h. 4,31/1,80/1,45 m Leergewich­t/zul. 1315/505 kg Anhängelas­t gebr. 1410 kg Kofferraum 395 – 1291 l 0 – 100 km/h 8,9 s Top tempo 210 km/h Normverbra­uch 5,6 l Super CO Ausstoß 128 g/km Energieeff­izienzklas­se B Preis ab 22 090 Euro

 ??  ?? Der kann sich sehen lassen: Kia hat den neuen Ceed deutlich aufregende­r gezeichnet als die Vorgängerv­ersion. Auch der alberne Apostroph in der Modellbeze­ichnung (früher „cee’d“) ist Geschichte.
Der kann sich sehen lassen: Kia hat den neuen Ceed deutlich aufregende­r gezeichnet als die Vorgängerv­ersion. Auch der alberne Apostroph in der Modellbeze­ichnung (früher „cee’d“) ist Geschichte.

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