Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Flughafen gastronomie: Landung vor Gericht?
Streitfall Betreiber kündigt Klage an, weil die Konzession für die Bewirtung tagsüber strittig ist. Davon unabhängig sind die Partys. Sie sind aus Sicht des Veranstalters bestens gelaufen. Trotzdem wird in diesem Sommer nicht mehr gefeiert
Affing Die Partys laufen richtig gut. Wenn am Augsburger Flughafen auf der Dachterrasse der Gastronomie gefeiert wird, kommen viele Gäste. Doch während sie Spaß haben, ärgern sich andere. Aus der Nachbarschaft gibt es stets Beschwerden. Die Feier-saison ist zwar für heuer gelaufen. Der Ärger aber hält an.
Die Events unter freiem Himmel laufen, wie das Stadlfest eines Burschenvereins, über die Kommune. In diesem Fall ist das Affing. Diese muss mit Auflagen die Bedürfnisse von Anwohnern, die Ansprüche der Veranstalter und die Sicherheit der Besucher unter einen Hut bringen. Anspruchsvoll, denn im Fughafennahen Ortsteil Mühlhausen werden die Partys, die seit Mitte Mai gelaufen sind, sehr kritisch gesehen. Zehn Anwohner beschwerten regelmäßig vor allem über Lärmbelästigung. Bürgermeister Markus Winklhofer ist deshalb nicht traurig, dass der Betreiber die Party-saison für dieses Jahr beendet hat. Er betont zwar, dass eine Versachlichung des Themas mit den Anwohnern gelungen sei. Bis zuletzt aber waren diese unzufrieden. Dabei hatte die Gemeinde schon die Höchstzahl der Gäste von 600 im vergangenen Jahr auf heuer 400 begrenzt und die Auflagen zuletzt verschärft. Insgesamt bezeichnet der Bürgermeister die Zusammenarbeit mit dem Betreiber, der Fokusf Event Marketing und Management Gmbh, als gut und sachlich. Dennoch habe diese gegen Auflagen verstoßen. So sollte sie die Anwohner vor einem Event informieren, eine Hotline-nummer hinterlassen und nach 22 Uhr den Lärm drosseln. Das hat zum Teil nicht geklappt. Winklhofer: „Das hat von unserer Seite Konsequenzen.“Er kündigt Zwangsgelder von 100 oder 200 Euro pro Verstoß an.
Benjamin Jeloucan indes ist sich keiner Schuld bewusst. Der Geschäftsführer und Inhaber von Fokusf betont, sie hätten die Auflagen eingehalten. Die Lärmwerte hätten nur einmal nicht geklappt. Was die Information anbelangt, sagt er: „Anwohner, die sich gemeldet haben, haben wir kontaktiert.“
Davon abgesehen ist Jeloucan sehr zufrieden. Die Partys seien sehr gut gelaufen. Weil die einen kommen, die anderen gehen, zählte er jeweils 800 bis 900 Gäste. Trotzdem reicht’s ihm vorerst, „weil es so viele Schwierigkeiten gibt“. Aber Jeloucan kündigt an: „Nächstes Jahr machen wir wieder richtig Rambazamba.“Ihm schweben sogar größere Partys vor. Jeloucan denkt an Umbauten. Genug vom Flughafen hat er also nicht. Das hat seinen Grund. Der Inhaber sagt ganz offen: „Das Geld ist der Reiz. Wir verdienen da sehr viel Geld.“Am Pachtvertrag mit der Flughafengesellschaft, der Jeloucan zufolge nicht befristet ist, will er festhalten. Jeloucan möchte auch die Tagesgastronomie betreiben. Die liegt derzeit auf
Betreiber wirft Behörde „Riesenbockmist“vor
Eis. Fokusf verfügt über eine voll umfängliche Konzession vom Landratsamt Aichach-friedberg. Damit würde die gesetzliche Sperrzeit (5 bis 6 Uhr) gelten. Wie berichtet, stimmt die aber nicht überein mit dem Planfeststellungsbeschluss zum Flughafen, der die Gastronomie auf 6 bis 22 Uhr beschränkt. Für Jeloucan ist das unrentabel. Er wirft der Behörde in Aichach vor, „Riesenbockmist“gebaut zu haben – und fordert eine Lösung. Die sollen nun seine Anwälte finden. „Sie bereiten gerade eine Klage vor“, kündigt Jeloucan an. Fokusf habe schließlich 200 000 Euro investiert.
Wolfgang Müller, Sprecher des Landratsamts, hatte zuletzt erklärt, die in der Planfeststellung eingeschränkte Konzession sei ein Fakt, der „uns nicht bekannt“gewesen sei. Aktuell ist das aber aus Sicht der Behörde nicht mehr Kern des Problems. Gestern Abend kündigte Müller jedenfalls an: „Die Konzession wird widerrufen.“Denn was Jeloucan vor Ort betreibe, entspreche keiner Konzession. Die beziehe sich nur auf eine Schank- und Speisenwirtschaft, nicht auf Discobetrieb. Der sei nur ausnahmsweise möglich. Um Ausnahmen handle es sich bei diesen vielen Partys jedoch nicht mehr. Möglich ist laut Müller, eine neue Konzession zu beantragen. Die könnte dann aber nur eingeschränkt erfolgen. » Kommentar