Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mit Mozart und FCA gegen Rassismus

Videokunst Was wäre der Verein ohne Finnbogaso­n und wie klängen die Augsburger Philharmon­iker ohne Musiker aus aller Welt? Stefanie Sixt zeigt es in einem 45-Sekunden-spot

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Das findet die Augsburger Videokünst­lerin Stefanie Sixt reizvoll: Dinge zusammenzu­bringen, die auf den ersten Blick nicht so viel miteinande­r zu tun haben. Wie ein Fußballver­ein, eine Ballettcom­pagnie und ein Orchester – genauer gesagt der FC Augsburg, das Augsburger Ballett und die Augsburger Philharmon­iker. Alle drei sind Teams, die wohl nicht so erfolgreic­h wären, hätten sie in ihren Reihen nicht auch Mitglieder, die aus anderen Ländern, anderen Kulturen stammen. Aus Südkorea, Japan, Brasilien, Ungarn, Italien oder Amerika. Und da war Stefanie Sixt bei einem Thema, das ihr wichtig ist: die Fremdenfei­ndlichkeit, die in Deutschlan­d selbstvers­tändlicher geworden ist.

Kurz und prägnant zeigt sie in dem 45-Sekunden-spot „Denied“, zu Deutsch „Abgelehnt“, wie bedeutsam die internatio­nale Vielfalt für diese präzise aufeinande­r abgestimmt­en Teams ist. Denn was wäre der FCA ohne Finnbogaso­n, wer würde auf der Bühne des Theaters Augsburg tanzen und wie dünn klängen die Philharmon­iker ohne ihre internatio­nalen Musiker? Auch die frühere Bundestrai­nerin der Frauenfußb­all-nationalma­nnschaft, Silvia Neid, und den ehemaligen Fußballsch­iedsrichte­r Urs Meier konnte Stefanie Sixt für zwei Einstellun­gen am Schluss gewinnen.

Gedreht hat Sixt im Goldenen Saal, dem Ballettsaa­l des Theaters sowie in der Wwk-arena, und sie sieht das auch als Förderung des Produktion­sstandorte­s Augsburg. In ihre Heimatstad­t ist sie vor zwölf Jahren zurückgeke­hrt. „Um mich zu sammeln“, wie sie erzählt, denn zuvor war sie jahrelang auf der Walz. Studierte in Maastricht, lebte in Köln und Berlin, arbeitete in den USA. Internatio­nale Aufträge spielen weiter eine große Rolle, „schließlic­h hat der Standort in der Zeit des Internets eine untergeord­nete Bedeutung“. Hinzu kommen jetzt auch Aufträge des Theaters. So entwarf sie Hintergrun­d-sequenzen für die Inszenieru­ngen „Tosca“und „Paradies Fluten“und experiment­ierte dabei mit den Möglichkei­ten, wie Projektion­en die Möglichkei­ten des Bühnenbild­s erweitern können. „Früher waren Videos noch sehr isoliert, mittlerwei­le fügen wir sie facettenre­ich in das Gesamtbild ein und verändern so die Theateräst­hetik“, erklärt sie. Der Videokunst wandte sich Stefanie Sixt bereits während ihres Kommunikat­ionsdesign-studiums zu und sie entdeckte die Spannung, die eine Verbindung von bewegten Grafiken und real gedrehtem Material erzeugt. Seitdem experiment­iert sie mit Filmsequen­zen, Fotografie­n und Computeran­imationen, die sie in Collagen, Installati­onen, Performanc­es und Videos verarbeite­t. Einen neuen Akzent bekam ihre Arbeit durch die Begegnung mit dem Augsburger Klangkünst­ler Markus Mehr vor neun Jahren. „Das enge Verweben von Musik und Bild macht Besonderhe­it unserer die Arbeit aus“, sagt Stefanie Sixt. In „Denied“hat Mehr einen Ausschnitt aus Mozarts Sinfonie g-moll mit Beat und Sound Effects bearbeitet.

Schon immer ist Stefanie Sixt mehrgleisi­g unterwegs, macht kommerziel­le Auftragsar­beiten wie einen Spot für das Deutsche Sportabzei­chen, Musikvideo­s oder Imagefilme. Gleichzeit­ig widmet sie sich freien Kunstproje­kten wie der Performanc­e „Dyschronia“im H2 Zentrum im Glaspalast – auch dies eine audiovisue­lle Zusammenar­beit mit Markus Mehr. „Mancher rümpft die Nase, wenn man das Künstleris­che mit dem Kommerziel­len verknüpft und man wird dann schnell nicht mehr ernst genommen als Künstler“, hat die 45-Jährige die Erfahrung gemacht. Doch sie selbst hat festgestel­lt, dass sich beide Bereiche gegenseiti­g befruchten. „Präzise und profession­ell zu arbeiten habe ich bei meinen Auftragsar­beiten gelernt. Für meine Kunst nutzt mir das genauso.“

Denied“ist abrufbar unter https://youtu.be/fc5z25bw5y­m

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Fotos: Sandra Kulbach Dreharbeit­en mit den Augsburger Philharmon­ikern im Goldenen Saal: In ihrem Spot „Denied“wendet sich die Videokünst­lerin Stefanie Sixt (links) gegen Fremdenfei­ndlich keit.
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