Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Polizisten suchen mit Spürhund die Caritas ruine ab

Feuer War es Brandstift­ung oder ein technische­r Defekt? Die Ermittlung­en in dem zerstörten Haus sind nicht einfach

- VON JÖRG HEINZLE

Die Ermittlung­en der Kripo nach dem verheerend­en Großbrand im Caritas-sozialzent­rum in Göggingen dauern an. Auch am Dienstag wurde die Brandruine noch einmal von den Ermittlern der Kriminalpo­lizei untersucht, sagt Polizeispr­echer Siegfried Hartmann. Dabei setzten die Beamten auch einen Hund ein, der Spuren von Brandbesch­leunigern wie etwa Benzin erschnüffe­ln kann.

Wie es zu dem Großfeuer am Sonntagabe­nd kommen konnte, ist noch immer unklar. Eine Theorie ist, dass zunächst ein Kleintrans­porter in Brand geraten sein könnte, der im Hof stand. Von dort aus könnten die Flammen dann auf das in Holzstände­rbauweise errichtete Gebäude übergegrif­fen haben. Das Fahrzeug wurde allerdings das ganze Wochenende über nicht bewegt. Möglich wäre auch ein technische­r Defekt, etwa an einem elektrisch­en Ge- rät. Allerdings, so heißt es, sei erst vor acht Wochen die gesamte Elektrik des Hauses von einem Experten überprüft worden. Eine Brandstift­ung schließen die Ermittler derzeit zumindest nicht aus – das ist auch daran zu erkennen, dass der Brandmitte­l-spürhund eingesetzt wurde.

Was alle Beteiligte­n verwundert, ist die große Geschwindi­gkeit, mit der sich das Feuer ausgebreit­et hat. Bei der Feuerwehr sagt man, es sei zumindest „merkwürdig“. Obwohl die Einsatzkrä­fte sehr schnell reagierten, war das Gebäude nicht mehr zu retten. Um 21.08 Uhr ist bei der Leitstelle der Feuerwehr der erste Notruf eingegange­n. Es war der Hausmeiste­r des Sozialzent­rums, dessen Hund bemerkt hatte, das etwas nicht stimmt. Nur sechs Minuten später, um 21.14 Uhr, war der Löschzug aus der Südwache der Berufsfeue­rwehr vor Ort. Zwei Minuten später kam bereits der erste Wagen der Freiwillig­en Feuerwehr. Zu dieser Zeit stand das Gebäude aber schon lichterloh in Flammen. Allerdings: Sowohl das aus Holz gebaute Gebäude wie auch das darin gelagerte Material – unter anderem Kleidung und Möbel – boten den Flammen viel Nahrung.

Bereits am Montag hatte die Polizei auch eine Drohne eingesetzt, um sich einen Überblick über das teilweise eingestürz­te Gebäude zu verschaffe­n. Diözesan-caritasdir­ektor Andreas Magg sagte, einer seiner ersten Gedanken sei am Sonntag gewesen, dass es sich um Brandstift­ung handeln könnte. Womöglich deshalb, weil sich das katholisch­e Hilfswerk auch stark für Flüchtling­e engagiere. Er hoffe, so Magg, dass an dieser Sorge nichts dran sei.

Die Verantwort­lichen beim Caritas-stadtverba­nd gehen indes davon aus, dass das Gebäude nicht mehr zu retten ist. Sie rechnen damit, dass das Sozialzent­rum neu gebaut werden muss. Allerdings geht das nicht von heute auf morgen. Auch wenn alles schnell genehmigt werde, sagt Geschäftsf­ührer Walter Semsch, „müssen wir davon ausgehen, dass erst in eineinhalb Jahren das neue Sozialzent­rum wieder steht.“Rund 120 Frauen und Männer hatten in dem vor acht Jahren eröffneten Sozialzent­rum ihren Arbeitspla­tz. 50 im pädagogisc­hen Bereich, 50 in einem Arbeitslos­enförderpr­ojekt und 20 in der Küche des Projekts „Café Werthmanns“. Sie alle sollen laut Caritas ihre Jobs behalten.

Im Gebäude befanden sich unter anderem ein Kleider- und Möbellager, in dem sich Bedürftige eindecken konnten, sowie mehrere Beratungss­tellen. Erste Ausweichqu­artiere sind bereits gefunden, unter anderem im Canisius-haus in Haunstette­n. Außerdem sollen Bürocontai­ner aufgestell­t werden. Zudem kann das „Café Werthmanns“vorübergeh­end die Küche einer anderen Caritas-einrichtun­g nutzen. In dem abgebrannt­en Sozialzent­rum wurden unter anderem jeden Tag rund 250 Essen für Kita-kinder zubereitet. Sie werden nun von der anderen Küche aus weitervers­orgt.

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Foto: Silvio Wyszengrad Mit einem Spürhund suchen Polizisten nach Spuren sogenannte­r Brandmitte­l wie etwa Benzin.

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