Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

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ch glaube, meine erste Begegnung mit Wurzeln war der sogenannte „Wurzelsepp“. Wenn ich mich richtig erinnere, gebrauchte­n wir dieses Wort in den 50er und 60er Jahren für seltsame, ältere Männer mit gebeugtem Rücken, die auf demselben einen Rucksack oder Korb trugen. Warum also „Wurzelsepp“? „Sepp“ist erklärbar, denn zu dieser Zeit hieß jeder zweite bayerische Mann Sepp, bzw. Josef. Und vielleicht dachte man, dass der oben beschriebe­ne Sonderling sich von Wurzeln ernährt.

Heute ist dieses altehrwürd­ige deutsche Wort wieder an die (mediale) Oberfläche gekommen. Nicht der Sepp, aber die Wurzel. Meist im Plural gebraucht. In jedem zweiten Essay über die deutsche Identität oder über Identität im allgemeine­n wird von „Wurzeln“gesprochen.

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