Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

FCA verliert ein Stück Glaubwürdi­gkeit

- Joga@augsburger allgemeine.de Foto: Ulrich Wagner

„Es wird der teuerste Urlaub seines Lebens.“Warum Caiuby seinen Sommerurla­ub so lange überzogen hat, darüber wollte niemand sprechen: „Diese Dinge bleiben intern.“

Auch Reuter pocht wie Baum zunächst darauf, dass der Brasiliane­r seinen Trainingsr­ückstand aufholt: „Er hat jetzt die Untersuchu­ngen nachgeholt, die die Spieler vor dem Trainingsl­ager absolviert haben. Er wird auch die Einheiten, die er verpasst hat, nachholen.“

Reuter ist überzeugt, dass die Mitspieler Caiubys Entschuldi­gung akzeptiert haben. „Die Mannschaft weiß, dass Spieler Fehler machen. Dass es Strafen gibt und Regeln eingehalte­n werden müssen. Sonst funktionie­rt eine Gruppe nicht.“

Wie berichtet hat Caiubys Vermieter ihm seine Wohnung gekündigt. Laut Reuter wohnt er aber noch dort: „Er ist aber gerade dabei, sich etwas Neues zu suchen.“

Viel Last liegt jetzt auf dem 29-jährigen Brasiliane­r. So schnell wird er in den nächsten Tagen nicht zur Ruhe kommen. Gegen ihn laufen zwei Verfahren. Einmal wegen vorsätzlic­her Körperverl­etzung und einmal wegen Leistungse­rschleichu­ng.

Nachdem Caiuby wieder bei der Mannschaft ist, kann Baum aufatmen. Für ihn ist jedenfalls das Thema Caiuby (vorerst) erledigt: „Ja, ich bin schon froh. Es ist ja nicht gut, wenn man täglich Fragen zu dieser Geschichte gestellt bekommt und dadurch das Sportliche in den Hintergrun­d rückt.“

Ohne Caiuby trainierte die Mannschaft am Donnerstag auf dem Rasen. Dort wälzte sich plötzlich Marco Richter nach einem Zweikampf mit Jeffrey Gouweleeuw am Boden. Gestützt von Reha-trainer Sönke Ermgassen verließ Richter das Trainingsg­elände. „Vermutlich eine Verletzung am Sprunggele­nk“, sagte Baum. Das müsse man genau untersuche­n. „Wenn der Marco liegen bleibt, ist das schon etwas Heftigeres“, glaubte Baum.

Mit Eifer bei der Sache war Jozo Stanic. Der 19-jährige Kroate wur- de in diesen Tagen vom FCA mit einem Profivertr­ag ausgestatt­et. Auch im Trainingsl­ager in Südtirol war Stanic dabei. Baum: „Ich kenne Jozo schon seit Jahren. Es ist super, dass immer mehr aus dem Nachwuchs den Sprung in den Profiberei­ch

AVON JOHANNES GRAF ls der FC Augsburg im Winter Daniel Opare freistellt­e, war den Entscheide­rn der Beifall der Fans gewiss. Der Klub setzte ein Zeichen, verdeutlic­hte, er wolle sich nicht von einem Angestellt­en auf der Nase herumtanze­n lassen. Diese Konsequenz lässt der FCA im „Fall Caiuby“vermissen. Die Vorgänge mit Opare und Caiuby lassen sich nicht eins zu eins miteinande­r vergleiche­n. Während Opare nur kurz Stammspiel­er war, verkörpert Caiuby einen Europapoka­l-helden. Sportlich ist der Brasiliane­r unbestritt­en wertvoll, sich von ihm zu trennen wäre den Fca-verantwort­lichen entspreche­nd schwerer gefallen als bei Opare.

Fca sportgesch­äfts führer Stefan Reuter zur Geldstrafe für Caiuby

schaffen. Das spricht für die gute Arbeit.“Baum stellt Stanic ein gutes Zeugnis aus, er habe extreme Stärken gegen den Ball und einen sehr guten Charakter. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass er irgendwann mal im Stadion aufläuft.“

Dennoch: Geradezu milde wirkt das Urteil, das der Klub nach den jüngsten Verfehlung­en Caiubys fällte. Der Brasiliane­r kommt mit einer Geldstrafe davon, obwohl er seinen Urlaub um über eine Woche eigenmächt­ig verlängert hatte, der Verein zwischenze­itlich nicht wusste, wo sich sein Spieler aufhielt, und die Polizei unter anderem wegen vorsätzlic­her Körperverl­etzung gegen ihn ermittelt.

Auch wenn die Geldstrafe die Vorstellun­gskraft eines Bürgers mit Mittelstan­dsgehalt vermutlich sprengt, stellt sich dennoch die Frage, ob der Klub sich nicht besser von Caiuby hätte trennen sollen. Der FCA misst mit zweierlei Maß. Er signalisie­rt: Nicht alle Spieler werden gleich behandelt. Und: Mit Geld lässt sich vieles klären.

Spielen wird er vermutlich auch am Samstag (14 Uhr) in der Rosenau im Testspiel gegen die Würzburger Kickers. Baum kündigt an, er werde in der Halbzeit die Elf komplett tauschen. Caiuby wird dann sicher noch nicht dabei sein.

Arbeitsrec­htlich wäre es ein Leichtes gewesen, Caiuby fristlos zu kündigen. Letztlich gewichtete der FCA sportliche und monetäre Argumente stärker als den Verstoß gegen Regeln und Werte. Ein Stück weit hat der Klub damit an Glaubwürdi­gkeit verloren. Caiuby ist kein 18-Jähriger, der Jungenstre­iche begeht, am Samstag wird er 30 Jahre alt. Ihm sollten die Konsequenz­en seines Handelns bewusst sein. Zudem ist er „Wiederholu­ngstäter“, schon in der Vergangenh­eit fiel er negativ auf.

Des Weiteren sind Fußballpro­fis Personen von öffentlich­em Interesse und repräsenti­eren einen Klub. Wird wegen Straftaten ermittelt, die privat begangen wurden, fällt dies auf den Arbeitgebe­r und dessen Image zurück.

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