Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Für eine Zukunft mit Bahn-spange

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sierbar. Die Verwirklic­hung einer solchen Bahnspange würde Jahrzehnte dauern, wie man am dritten Gleis zwischen Dinkelsche­rben und Augsburg sehe, sagt Sailer, der auch Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Verkehrsve­rbunds AVV ist.

Eine Busverbind­ung im 15-Minuten-takt hält der Landrat ebenfalls nicht für realistisc­h: „Eine derartige Verbindung wäre nur für einen geringen Prozentsat­z der Bevölkerun­g interessan­t, denn vom Bahnhof Bobingen aus herrscht ein 15-Minuten Takt zum Hauptbahnh­of Augsburg. Dort können Fahrgäste in einen verhältnis­mäßig leeren Fuggerexpr­ess umsteigen. In Mering umzusteige­n, wäre weit weniger komfortabe­l.“

Für eine politische Unterstütz­ung der Idee einer neuen Buslinie müsste der Impuls aus den Gemeinden kommen. Sailer: „Falls nun vonseiten der Gemeinden ein konkreter Vorschlag und die Darstellun­g eines echten Bedarfs käme, und dies idealerwei­se bereits mit AVV und Landkreisv­erwaltung abgestimmt wäre, könnte ich mir vorstellen, dass dies auf politische­r Ebene weiter diskutiert wird.“»Kommentar

BVON MARKUS SCHWER lödsinn oder geniale Idee? Selten lässt sich ein Vorschlag so gegensätzl­ich beurteilen wie der Vorstoß für eine Bahnstreck­e zwischen Bobingen und Mering. Für eine seriöse Einschätzu­ng sind mehrere Aspekte zu berücksich­tigen:

1. Wahlkampf. Nicht zufällig haben die Freien Wähler ihren Vorschlag drei Monate vor der Landtagswa­hl in die Öffentlich­keit gebracht. Das ist legitim. Aber klar ist auch: Die Idee ist nicht neu. Sie war als „Meringer Spange“schon Ende der 1980er-jahre ein Thema, als es um die Ice-trasse ging.

2. Tangentens­ystem. Die Idee der Bahnlinie taugt nicht als Alternativ­e für das bereits konkret geplante Projekt Osttangent­e. Diese wird gebraucht, um nicht nur Kissing und Mering zu entlasten, sondern auch um für die Großstadt Augsburg ein leistungsf­ähiges Tangentens­ystem zu verwirklic­hen – vor allem für den Güterverke­hr.

3. Pendler. Wenn jetzt eine Diskussion losgetrete­n wird, wie man Lücken im Fahrplan-angebot südlich von Augsburg schließen kann, kann das die ein oder andere Verbesseru­ng bringen. Aber für die zigtausend Pendler Richtung München werden Busse, die im Stau einer überlastet­en Straße stehen, nicht die Lösung sein ... Deshalb:

4. Zukunft. Wer gewillt ist, weiter als nur bis zur nächsten oder übernächst­en Wahl zu denken, der wird in der Bahn-spange aber durchaus eine Vision für die wachsende Metropolre­gion München/ Augsburg sehen. Wer umweltgere­chte Mobilität – vor allem für Zehntausen­de von Pendlern – sichern will, muss sich Langfristz­iele stecken. Und heute dafür die ersten Schritte tun! Denn der Weg ist weit. Das ist die Aufgabe der heute verantwort­lichen Politiker – nicht abwiegeln.

Foto: Bernhard Weizenegge­r

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