Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wartet es sich im Stau am schönsten?
Zeichnung: Silvano Tuiach zu dieser Selbst-malträtierung will mir nicht einfallen. Aber es gibt ja die Möglichkeit – die diversen Radiosender melden den Stau ja minütlich – von der Autobahn runterzufahren, um über eine unbekannte Bundesstraße zum Ziel zu gelangen, bzw. den Stau zu umfahren. Für einen notorischen Pessimisten, wie ich es bin, wär das aber keine Alternative. Aber ich habe Bekannte, die schwärmen von den Sehenswürdigkeiten und all den pittoresken Dörfern, die sie abseits der Autobahn gesehen haben.
Eins hat sich geändert in den letzten Jahren. Das ständige Lamentieren von den Rücksitzen: „Simmer bald da?“Denn die Kinder im Fond halten heute ihr Smartphone in den Händen und vertiefen sich vollkommen darin.
Und bei der Benutzung von Nebenstraßen hilft jetzt das Navi, um sich nicht in einer unbekannten Gegend vollkommen zu verfahren. Die gefürchtete Konstellation: „Ehemann fährt, Ehefrau navigiert auf dem Beifahrersitz“gehört dank Navi der Vergangenheit an. Was im Stau noch immer die Atmosphäre vergiftet, ist, wenn die Frau nach 100 gefahrenen Kilometern den Ehemann fragt: „Hast du die Herdplatte ausgemacht?“Aber vielleicht wird auch das durch das Smartphone und intelligente Haustechnik obsolet werden.
Und wenn das autonom fahrende Auto kommt, kann man sich während des Staus ganz dem Smartphone widmen. Aber auch hier gilt: „Ist das Auto noch so schlau, steht auch das autonome Fahrzeug lang im Stau.“
*** An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.