Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Ich bin nicht neidisch“
Was macht eigentlich …? Der Augsburger Manfred Tripbacher, der früher für Eintracht Braunschweig in der Bundesliga spielte, findet die Gehälter bei den Profis in Ordnung. Den FCA verfolgt er nur übers Fernsehen
Hallo Herr Ihnen? Tripbacher: Bei mir ist alles in Ordnung, gesundheitlich habe ich keine Probleme. Ich kann nicht klagen. Seit 20 Jahren bin ich jetzt als Getränkehändler tätig. Tripbacher. Wie geht es
In der Fußballszene ist es um Sie seit rund einem Jahrzehnt sehr ruhig geworden. Warum haben Sie sich zurückgezogen? Tripbacher: Das hat sich einfach so ergeben. Ich habe mich nicht bewusst rargemacht. Natürlich interessiere ich mich nach wie vor für den Fußball, drücke dem FCA die Daumen. Doch ich war, das muss ich zugeben, noch nie in der neuen Arena. Ich schaue die Spiele im Fernsehen an oder spiele mit meinen beiden Enkeln.
Viele Fachleute haben Ihnen eine große Karriere als Trainer prophezeit, nachdem Sie schon als relativ junger Mann beim TSV Schwaben erfolgreich als Spielertrainer arbeiteten? Tripbacher: So jung war ich damals auch nicht mehr, Mitte 30, aber sie haben recht. Spielertrainer in der Bayernliga, der damals dritthöchsten Spielklasse, war schon etwas außergewöhnliches. Dass es höherklassig damals nicht sofort weiter ging, lag vielleicht auch daran, dass ich dies nicht bewusst forciert habe.
Doch kommen wir zu Ihrer Karriere als Spieler. Sie galten als großes Talent und wechselten 1978 vom FCA in die Bundesliga zu Eintracht Braunschweig und zählten in Niedersachsen schnell zu den Publikumslieblingen. Wie kamen Sie in den Norden? Tripbacher: Eintracht-trainer Werner Olk, der vorher beim FC Augsburg arbeitete und mich daher auch kannte, hat mich zur Eintracht gelotst. Ich war acht Jahre dort oben, habe in der ersten und zweiten Bundesliga gespielt. Die Eintracht-fans haben mich schnell akzeptiert.
Fußballer haben damals auch schon gut verdient. Doch kein Vergleich zu den Gehältern, die heute bezahlt werden. Tripbacher: Der Markt bestimmt die Preise und der Markt gibt das offenbar auch her. Die Gehälter von damals sind mit den Gehältern von heute nicht annähernd vergleichbar. Ich bin nicht neidisch, hätte das Geld auch genommen. Der Profifußball in Deutschland ist ja sehr at- traktiv, die Stadien in der Bundesliga sind voll. Also gibt es daran nichts auszusetzen.
Sie standen sogar beim DFB auf der Liste für die Nationalmannschaft. Warum hat es letztlich nie zu einer Nominierung gereicht? Tripbacher: Ich hatte eine Einladung für die B-nationalelf, die es damals als Unterbau gab, vorliegen. Ich war ja in meiner Karriere sehr selten verletzt, doch ausgerechnet damals war dies der Fall und ich musste dem DFB leider absagen.
Präsident bei der Eintracht war Günter Mast. Der Jägermeisterchef gehörte sicherlich zu den schillernsten Figuren im deutschen Profifußball. Wie kamen Sie mit ihm zurecht? Tripbacher: Mein persönlicher Kontakt hielt sich in Grenzen. Er war für die Eintracht natürlich sehr wichtig, denn der Verein hatte vor allen Dingen durch den Stadionneubau große finanzielle Probleme. Mast hat dafür gesorgt, dass es immer weiterging. Anfang der 1980er Jahre folgte Ihnen mit Reinhard Kindermann ein weiterer Augsburger in den Norden. Steckten Sie hinter diesem Transfer? Tripbacher: Nein, überhaupt nicht. Ich war überrascht, als der Reini eines Tages zu einem Probetraining in Braunschweig auftauchte und dann einen Vertrag unterschrieb. Ich kannte ihn ja aus Augsburg. Sicherlich habe ich mich gefreut, dass er zu uns kam.
Nach der Rückkehr in die Bundesliga ging es bei der Eintracht schnell wieder abwärts. Jetzt gibt es in dieser fußballbegeisterten Stadt nur Drittligafußball zu sehen. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die rasante Talfahrt? Tripbacher: Irgendwie hat sich der Kreis geschlossen. Ich kenne die Hintergründe für den Abstieg natürlich nicht, dafür bin ich zu weit weg und besitze auch keinen Kontakt mehr zur Eintracht.
1986 kehrten Sie zurück zum FCA. Dort spielten namhafte Kicker, der Aufstieg in die zweite Bundesliga klappte allerdings nicht. Warum? Tripbacher: Wir hatten sogar eine sehr gute Mannschaft mit Spielern wie Veh, Susnjara, den beiden Polen Jalocha und Wrobel, oder dem von Fortuna Düsseldorf gekommenen Michael Bunte. Doch die Vereinsoberen hatten keine Geduld, hat es nicht geklappt, wurde die halbe Mannschaft ausgetauscht. Mit ein bisschen Kontinuität hätte die Rückkehr in die zweite Liga schon damals stattfinden können. Allerdings hat auch das Geld immer wieder gefehlt.
Dann waren Sie Bestandteil des Harlekin-projektes. Peter Eiba wollte mit dem BC Harlekin die Szene aufmischen und von der C-klasse wollte er in die Bundesliga aufsteigen … Tripbacher: Zusammen mit Kindermann und Roland Bahl bin ich zu Harlekin gewechselt, doch wir haben für den Verein nie gespielt. Denn Eiba begann damals den TSV Schwaben zu unterstützen, was auch vernünftig war. 1988 sind wir mit Helmut Haller als Trainer in die Bayernliga aufgestiegen. Ein Jahr später zog dann der Tross mit Eiba zum FCA weiter. Ich ging dann aber 1990 wieder zu den Violetten zurück und war insgesamt zehn Jahre bei den Schwaben tätig.
Wie haben Sie in den vergangenen Wochen die Weltmeisterschaft verfolgt. Favoriten wie die DFB-ELF, Argentinien, Spanien, aber auch Brasilien schieden frühzeitig aus. Tripbacher: Ich habe die WM sehr intensiv im Fernsehen verfolgt. Ich war eigentlich überzeugt, dass unsere Mannschaft wieder sehr weit kommt, doch was sie gezeigt hat, war sehr enttäuschend. Da muss sich viel ändern, auf Joachim Löw kommt einiges an Arbeit zu. Mit Frankreich ist die beste Mannschaft Weltmeister geworden. Es war nicht das Turnier der großen Favoriten.
Der FCA startet in seine achte Bundesligasaison. Wie verfolgen Sie die Entwicklung des Vereins? Tripbacher: Wie gesagt, vor allen Dingen im Fernsehen. Als der Verein 2011 aufgestiegen ist, hätte ich ihm diese Entwicklung nie zugetraut. Doch mit Walther Seinsch hatte der FCA einen Präsidenten, der nicht nur den finanziellen Background, sondern auch die nötige Geduld besaß. Dazu kamen und kommen gute Trainer wie Markus Weinzierl oder Manuel Baum und ein Manager wie Stefan Reuter, der sein Handwerk versteht. Augsburg ist fester Bestandteil der Bundesliga.