Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So kam es zur Panne bei der Juraprüfung
Prüfung Am Mittwoch nahmen fast 700 Studenten an einer Wirtschaftsklausur teil. Einige von ihnen bekamen die Lösungen zunächst gleich mit ausgeliefert. Zwar fiel der Fehler schnell auf, dennoch gibt es nun einige offene Fragen
An der Augsburger Universität kam es am Mittwoch zu einer Prüfungspanne. Vor allem unter Studenten sorgte der Vorfall für Gesprächsstoff.
Was genau ist passiert? Und um was für eine Prüfung geht es?
Wie berichtet, nahmen am Mittwoch 669 Studenten der Universität gleichzeitig an einer Wirtschaftsklausur teil. Dabei handelt es sich um eine Prüfung zum Thema „Investition und Finanzierung“. An der Klausur nahmen Zweitsemester aus der Betriebswirtschaftslehre, aber auch anderer Wirtschaftsstudiengänge wie Volkswirtschaftslehre teil. Die Studenten hatten für 16 Seiten mit Multiple-choice-aufgaben 90 Minuten Zeit. In einem Raum wurden nach Angaben der Uni etwa 18 Studenten eine Version ausgeteilt, in der die Lösungen bereits mit angegeben waren. Es geht also um rund 2,7 Prozent der Studenten, die an der Prüfung teilnahmen.
Wie genau kam es dazu?
Offenbar handelt es sich um ein unglückliches Missgeschick. Nach Auskunft der Uni fand die Massenprüfung gleichzeitig in 19 Räumen statt. Für Studenten in einem Raum mussten Exemplare der Klausur nachgedruckt werden. Dabei klickte dem Vernehmen nach ein Mitarbeiter am Computer auf die falsche Datei – und druckte so jene Exemplare aus, die nicht nur die Fragen, sondern auch die dazugehörigen Antworten beinhalteten. Diese Exem- wurden zunächst auch an die Studenten ausgeteilt. Der Fehler fiel allerdings schnell auf, da Studenten darauf hinwiesen. Das Aufsichtspersonal in dem Raum sammelte die Aufgabenblätter innerhalb einer Minute wieder ein, heißt es von der Universität. Nach einer halben Stunde habe man die Prüfung erneut gestartet, dieses Mal mit den korrekten Versionen.
Wie geht es nun weiter?
Das ist nicht ganz klar. Nach Auskunft eines Uni-pressesprechers muss die Angelegenheit nun von verschiedenen Stellen geprüft werden, etwa vom Prüfungsamt und der Rechtsabteilung. Auf die Schnelle sei das Thema nicht zu klären. „Wir sind natürlich bemüht, das zügig zu machen.“Auch um Klarheit für die 18 Studenten zu schaffen. Am Donnerstag hat die Uni die Studenten per E-mail über die aktuelle Lage informiert. Nach jetzigem Sachstand könne man zumindest sagen, dass die Studenten, die von Anfang an die korrekte Version der Klausur ausgehändigt bekommen hatten, die Prüfung wohl nicht wiederholen müssen, heißt es von der Uni auf Anfrage. Im Falle der etwa 18 Studenten steht demnach noch aus, ob sie erneut Multiple-choice-aufgaben aus dem Themenbereich lösen müssen. Dabei geht es auch um die Frage der Chancengleichheit – gut 650 der Studenten konnten ja schließlich keinen kurzen Blick auf die Lösungen erhaschen. Die Uni muss eine Lösung finden, die rechtlich wasserdicht ist. Falls die Prüfung von einigen der Wirtschaftsstudenten wieplare derholt werden muss, steht zudem die Frage im Raum, wann das passieren soll. In den Semesterferien etwa dürften einige der Studenten nicht da sein, da sie verreist sind oder ein Praktikum machen. Es gibt also noch einige offene Fragen.
Wie oft ist ein vergleichbarer Fall schon vorgekommen?
Zumindest in Augsburg bislang sehr selten. Insgesamt habe es in den letzten zehn Jahren vier Fälle gegeben, in denen im Vorfeld Lösungen bekannt gewesen seien, heißt es von der Uni. Darunter seien aber auch Beispiele, in denen sich Studenten im Vorfeld auf illegalem Wege die Lösungen verschafft hatten. Nur einmal habe die Uni selbst im Vorfeld einer Prüfung aus Versehen Lösungen bekannt gegeben.