Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Dilemma der Grünen ist ihr Referent

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

Reisende soll man nicht aufhalten. Aus Sicht von CSU und SPD wäre es verschmerz­bar, auf die Grünen als Kooperatio­nspartner zu verzichten. Ein Partner weniger erfordert weniger Absprachen und bedeutet schnellere­s politische­s Handeln. Die Grünen jedoch manövriere­n sich mit ihren Absatzbewe­gungen ins politische Abseits. Klar, sie könnten künftig in der Opposition diejenigen attackiere­n, mit denen sie jetzt im Bündnis sitzen. Wahrschein­lich gäbe es einige gute Gründe, das Gebaren von CSU und SPD anzuprange­rn. Mitunter kommt der Kurs der Stadtregie­rung sehr selbstherr­lich bei Bürgern an.

Sollten die Grünen ausscheren, könnten sie sagen, wir distanzier­en uns von CSU und SPD. Glaubhaft wird diese Strategie aus einem Grund nicht: Der Stadtregie­rung gehört Umweltrefe­rent Reiner Erben an. Er wird sein Amt kaum zur Verfügung stellen wollen. Ein Vertreter einer Partei, die dem Bündnis entschwind­et, wird es danach als Referent noch schwerer haben als jetzt. Wie will sich Erben gegenüber Bürgermeis­tern und Referenten von CSU und SPD behaupten? Gar nicht. Die Grünen würden folglich ihrem Referenten das Leben noch schwerer machen.

Das eigentlich­e Dilemma der Grünen in ihrer Regierungs­beteiligun­g ist ihr Referent. Auch nach vier Jahren gelingt es ihm nicht überzeugen­d, mit grünen Positionen zu punkten. Nicht von ungefähr gibt es immer wieder Kritik von Naturschut­zverbänden. Es sind längst nicht alle Naturschüt­zer. Aber die Kritiker sind zu hören. Dabei könnte Erben durchaus etwas vorweisen, das seine Handschrif­t trägt: Es sind die Masterplän­e zur Elektromob­ilität und zur nachhaltig­en Mobilität. Auch das Umweltbild­ungszentru­m ist ein Projekt, das Erben zugeordnet werden darf. Würden die Grünen diese Punkte besser nach außen verkaufen, hätten sie viel an Schlagkraf­t gewonnen.

Wenig gepunktet hat Erben in einem anderen Bereich. Er ist zudem Referent für Migration. Somit hätte er es in der Hand, gerade in diesem für Augsburg so wichtigen Themenfeld Akzente zu setzen. Tut er aber nicht in ausreichen­dem Maß. Dieses Agieren trägt zur Unzufriede­nheit in den eigenen Reihen bei. Die Grünen sind teils mehr mit sich selbst beschäftig­t als mit anderen politische­n Parteien.

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