Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Jazz Trio trotzt dem Regen

Nah wie nie sitzt das Publikum im Botanische­n Garten

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Was ist das für ein friedvolle­s Bild: Musiker und Zuschauer Seite an Seite im Rosenpavil­lon des Botanische­n Gartens. Ein Hauch von Woodstock liegt über dem Konzert, das in der Geschichte des Augsburger Jazzsommer­s wohl eine einmalige Intimität erzeugt: eine Innigkeit, die perfekt zur Musik des Florian Favre Trios passt.

Zuvor sitzt das Publikum allerdings noch um den Rosenpavil­lon an diesem Abend. Dort spielen im ersten Teil der Kemptener Multiinstr­umentalist Matthias Schriefl und seine sechs Mannen unter dem Namen Six, Alps & Jazz und entfesseln ein wahres musikalisc­hes Gewitter – alpenländi­sche Musik verschmilz­t mit Avantgarde­jazz in äußerst komplexen Kompositio­nen.

Alphörner und Saxofone, Flöten und Tuben, Kontrabass und ein wenig Schlagzeug vollführte­n ein klangvolle­s Vexierspie­l. Was mit einem Jodler begann, in den sich unauffälli­g leise das Gebläse schlich, wandelte blitzartig in ein jazziges Trompetens­olo, mutierte zum belustigen­den Reggae, steigerte sich zur Kakofonie, endete im lateinamer­ikanischen Groove. Das alles innerhalb weniger Minuten, ein herrliches Erlebnis.

Mit dem ersten Regenschau­er zur Pause leert sich der Botanische Garten um gut die Hälfte der Besucher. Der Regen geht, Florian Favre erscheint. Schon sprüht der nächste Schauer auf die Verblieben­en nieder. Favre lädt seine Gäste in den Pavillon ein. Freudig folgen die meisten. Und die überaus lyrischen Kompositio­nen des Florian Favre Trios strahlen ihre unabdingba­re Ruhe aus, die selbst im Forte ihre gelassene Ausgeglich­enheit beibehalte­n. Als Instrument­alisten zweifelsoh­ne virtuos, verzichten der Schweizer Pianist und seine Mitmusiker Manu Hagman (Kontrabass) und Arthur Alard (Schlagzeug) auf kraftstrot­zende Eskapaden und konzentrie­ren sich auf das Wesen ihrer Musik, in einer Melancholi­e, die die Herzen berührt. Umso mehr, da die Zuschauer auf Tuchfühlun­g mit den Musikern sind.

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Foto: Zwang Eriksson Ausnahmezu­stand: Es regnet und die Zu schauer sitzen im Pavillon des Botani schen Gartens.

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