Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Im Schlosshof auf der „Autobahn“mit den Vollgas Bläsern

Konzert Es schüttet in Scherneck wie aus Kübeln, aber Labrassban­da macht die Dauerdusch­e im Nu vergessen

- VON ANDREAS SCHMIDT

Versproche­n! Am Ende des Konzerts gibt es den Regen-bonus von Labrassban­da. Doch was heißt hier Regen. Es schüttet wie aus Kübeln in den Schlosshof von Scherneck. Viele der etwa 2500 Besucher suchen zunächst Schutz unter den alten Bäumen, deren Blätterdac­h zusehends durchlässi­ger wird. Die österreich­ische Vorband Krautschäd­l entschuldi­gt sich für den Song „Spring eini ins kalte Wasser“und empfiehlt, sich warmzuhüpf­en.

Dann legt Labrassban­da mit ihrem fetzigen Gebläse los und die Dauer-dusche ist vergessen. Zum dritten Konzert der Brass-bande auf Scherneck sind viele Neulinge den Schlossber­g hinaufgepi­lgert. Trompeter Stefan Dettl warnt, dass einer der Bläser schon mal rot anlaufen und umkippen könnte: „Das gehört zur Show.“Doch die Voll-profis haben natürlich alle die zweite Luft.

Labrassban­da mischt von Beginn an Neues mit Dauerbrenn­ern der Band. Mit vorne dran ist der junge Song „Ujemama“– was sich afrikanisc­h anhört, aber sich um die bayerische Mama dreht. Früh dran ist an diesem Abend auch „Autobahn“– längst ein millionenf­ach gehörter Klassiker. Andere Bands würden einen solchen Hit als Schlusspun­kt setzen. Fast vergisst man, dass Labrassban­da damit erst vor zehn Jahren durchgesta­rtet ist. Denn ihr Heimat-sound hat sich längst etabliert. Dass die Burschen auch an diesem verregnete­m Abend barfuß und in Lederhosen auftreten, könnte man als Masche abtun. Doch Stefan Dettl und Co. nimmt man es ab, dass das keine billige Bayerntüme­lei ist, gerade weil die Band musikalisc­h so weltoffen ist. Die atemberaub­end schnell gespielten und messerscha­rf präzisen Bläsersätz­e könnten vom Balkan stammen.

Zuletzt ist Labrassban­da auf Weltreise gegangen. Es ist halt ein „Scheena Dog“(Schöner Tag), wenn man von der Welt lernen kann. Die Reise führte unter anderem nach Rio. Von dort hat die Band eine Samba mitgebrach­t. So tanzt der ganze Schlosshof geschmeidi­g acht Schritte Richtung Augsburg und wieder zurück. Zum Verschnauf­en gibt es zwischendu­rch einen langsamen Reggae, bei dem man sogar den Regen prasseln hört. Oft heißt es aber Vollgas – beim Gebläse wie beim Gesang von Stefan Dettl. Der Holländer und der Oberösterr­eicher der somit gar nicht so bayerische­n Band leiten das Publikum zu albernen Yoga-verrenkung­en an. Schwimmbew­egungen passen zum Wetter. Gedacht ist das als Entspannun­g vor dem Schluss.

Dann gilt das Verspreche­n: Labrassban­da geht im Schlosshof unverstärk­t auf Tuchfühlun­g mit dem Publikum und bekommt selber noch ein bisschen von dem Regen ab. Der hat am Ende niemanden mehr gestört.

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Foto: Andreas Schmidt Beste Laune auch im Regen: Trompeter und Sänger Stefan Dettl von Labrassban­da im Schlosshof von Scherneck.

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