Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Zoll zieht nicht nur Plagiate aus dem Verkehr

Bilanz In Augsburg ist der Sitz einer großen Behörde. Daneben gibt es vier weitere Standorte im Stadtgebie­t. Dies ändert sich jedoch im kommenden Jahr, weil ein markantes Gebäude in Lechhausen angemietet wird

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Wenn das Wort Zoll fällt, denkt man sicherlich zuerst an Ländergren­zen. Dass sich die Arbeit zudem an ganz vielen anderen Orten abspielt, zeigt das Beispiel der Stadt Augsburg. Am Prinzregen­tenplatz, der nicht weit entfernt vom Hauptbahnh­of liegt, ist der Sitz des Hauptzolla­mts Augsburg. Hier sind Mitarbeite­r seit den 1950er Jahren in einem fünfgescho­ssigen Gebäude tätig. Auch Hans-henning Kühne, Leiter des Hauptzolla­mtes, hat hier seinen Arbeitspla­tz. Der 56-Jährige ist seit zehn Jahren Chef der „modernen Wirtschaft­sverwaltun­g des Bundes“, wie sich der Zoll selbst sieht.

Der Standort der Behörde dürfte den meisten Augsburger­n eher durch das benachbart­e Finanzamt bekannt sein. Die räumliche Nähe kommt nicht von ungefähr: Finanzamt und Hauptzolla­mt arbeiten eng zusammen. Mittlerwei­le nehmen auch die Hauptzollä­mter die Kfzsteuer ein, was in der Vergangenh­eit die Aufgabe der Finanzämte­r gewesen ist. Gut 250 Mitarbeite­r sind im Stadtgebie­t Augsburg für das Hauptzolla­mt tätig. Neben dem Verwaltung­ssitz gibt es vier weitere Standorte. Am bekanntest­en dürfte das Zollamt in der Depotstraß­e in Göggingen sein. Hier werden eingeführt­e Waren kontrollie­rt. In der Stadtjäger­straße sitzt die Kfz-stelle, Beschäftig­te in der Hofrat-röhrerstra­ße kümmern sich um Finanzkont­rolle und Schwarzarb­eit. In der Langenmant­elstraße sitzt die Ahndungsst­elle.

Die Aufteilung auf so viele Standorte im Stadtgebie­t wird sich jedoch bald ändern. Es ist vorgesehen, dass drei Abteilunge­n künftig in einem Gebäude zusammenge­legt werden, sagt Kühne. Bei der Suche nach einer passenden Immobilie sei man fündig geworden. Der Zoll geht in ein Gebäude des Weltbild-verlags in Lechhausen. Der Umzug soll im Jahr 2019 über die Bühne gehen.

Nicht betroffen davon ist die Außenstell­e in Göggingen. Das Zollamt bleibt in der Depotstraß­e, zumal hier die technische­n Voraussetz­ungen für die Abwicklung der Tätigkeit ideal gegeben sind. Göggingen ist eines von sechs Zollämtern, die zum Hauptzolla­mt Augsburg gehören. Die anderen sind in Donauwörth, Ingolstadt, Kempten, Memmingen und Hörbranz-autobahn (Lindau). Dies zeigt, wie groß der Einzugsber­eich des Hauptzolla­mts Augsburg letztlich ist. 600 Mitarbeite­r sind für die Behörde tätig.

Eine Arbeit des Zolls, die öffentlich stark wahrgenomm­en wird, ist die Kontrolle von Waren. Produktpir­aterie lautet das Schlagwort. In der Jahresstat­istik des Hauptzolla­mtes Augsburg wird deutlich, wie oft illegal eingeführt­e Waren aus dem Verkehr gezogen werden. Es gab etwas mehr als 600 Aufgriffe im Vorjahr. Der Warenwert liegt bei annähernd 930000 Euro. Am häufigsten sind es Schuhe, die unter falschen Voraussetz­ungen in Deutschlan­d verkauft werden sollen. 300 Aufgriffe dieser Art zählte die Behörde im Jahr 2017. Ein Teil dieser Entdeckung­en war in Göggingen.

Auf einem Tisch im Verwaltung­sgebäude am Prinzregen­tenplatz liegen aufgereiht ein paar bunte Schuhe. Leiter Kühne verweist hier auf eine erfolgreic­h verlaufene Prüfung. Auch wenn Nike draufsteht, sind es eben keine Schuhe des Markenhers­tellers. Es handelt sich um Plagiate. Kühne geht davon aus, dass die Exemplare wohl auf einem Flohmarkt verkauft werden sollten.

Es sei davon auszugehen, dass ein Paket im Versandhan­del von den Zollbeamte­n überprüft wurde. Interessan­t ist eine Statistik der Behörde, in der aufgeschlü­sselt ist, aus welchen Ländern die Plagiate stammen. Mehr als Drittel der Fälschunge­n sind China zuzuordnen, prozentual sind es 68,5 Prozent, gefolgt von Türkei (5,3 Prozent), Hongkong und USA (jeweils 5,1 Prozent) sowie Singapur (3,5 Prozent).

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Foto: Michael Hochgemuth Hans Henning Kühne ist der Leiter des Hauptzolla­mts Augsburg. Es sitzt am Prinzregen­tenplatz.
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Foto: Michael Hochgemuth Auch wenn Nike drinsteht, diese Schuhe sind ein Plagiat. STADTBERGE­N

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