Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gemeinsame­s Essen als Beitrag zum Frieden

Friedensfe­st Mit reichlich gedeckten Tafeln startet in Oberhausen und im Bärenkelle­r das Programm zum Augsburger Exklusiv-feiertag. In beiden Stadtteile­n werden die Tische wetterbedi­ngt in Ausweichqu­artieren gedeckt

- VON ANDREA BAUMANN

Seit zwei Jahren steht der Mesopotami­enverein als Schlechtwe­ttergastge­ber der Kleinen Friedensta­fel in den Startlöche­rn. Diesmal darf er seine Gastfreund­schaft beweisen. Wegen des anhaltende­n Regens hat sich das Team des Friedensbü­ros bereits am Samstag für den Ortswechse­l vom Oberhauser Helmuthall­er-platz in die Klubräume in der einige hundert Meter entfernten Mendelssoh­nstraße entschiede­n. Aziz Akcan, Vorsitzend­er des Mesopotami­envereins, freut sich, dass sich am Sonntagmit­tag der Saal mit ihm fremden Gesichtern füllt. „Unseren Verein gibt es seit 40 Jahren, wir sind Teil der Augsburger Gesellscha­ft“, sagt er.

Schon bevor die Gäste kommen, sind die Tische gedeckt. Überall stehen Wasserflas­chen sowie Teller mit Friedensta­uben aus Teig und Trauben bereit. Etliche Besucher kommen mit vollen Händen. Etwa Angelika Haselböck, die ihre pikanten Hefeschnec­ken mit den anderen teilt. Sie begrüßt es, dass das „wichtige

Bis zum 8. August mehr als 80 Veranstalt­ungen

Friedensfe­st“sich jetzt auch in ihrem Stadtteil widerspieg­elt: „Oberhausen ist doch schon immer multikulti.“

Auch Kati Wimmer will ihre Pizzaschne­cken in Gemeinscha­ft genießen. Die Sozialpäda­gogin der Drogenhilf­e Schwaben, die sich am Haller-platz und im neuen Süchtigent­reff um die Drogen- und Alkoholkra­nken kümmert, hätte gerne ihren Klienten die Friedensta­fel schmackhaf­t gemacht. Am Platz sei das im Vorjahr gelungen, doch die Vereinsräu­me seien für sie zu weit weg.

Der Ortswechse­l und das schlechte Wetter haben wohl dazu geführt, dass sich die Anzahl der Spontanbes­ucher in Oberhausen in Grenzen hält. Und so sind bei der offizielle­n Eröffnung des Friedensfe­stprogramm­s, das bis zum 8. August mehr als 80 Veranstalt­ungen bietet, vor allem Besucher in offizielle­r Mission dabei. Csu-stadträtin Ingrid Fink übernimmt die Begrüßung der Stadt, und die Gruppe Ta Mourmourak­is bringt mit griechisch­er Musik Urlaubssti­mmung in den trüben Sonntag. Viel Aufmerksam­keit erfahren die Vertreter mehrerer christlich­er und islamische­r Religionsg­emeinschaf­ten mit ihren Friedensbo­tschaften.

Für den katholisch­en Pfarrer Bernd Weidner ist es an diesem Sonntag bereits die zweite Friedensta­fel. Denn auch im zweiten Stadtteil seiner Pfarreieng­emeinschaf­t, im Bärenkelle­r, sind exakt zur selben Zeit die Tische gedeckt. Anders als in Oberhausen, wo die Stadt verantwort­lich zeichnet, haben hier die Bürger unter der Regie der Aktionsgem­einschaft Pro Bärenkelle­r die Organisati­on übernommen.

Auch hier müssen Vorsitzend­e Christine Deschler und ihr Team vom Bürgerplat­z in den Pfarrsaal St. Konrad ausweichen, was in diesem Fall für die Besucher keinen Umweg bedeutet. Und die Gäste lassen sich nicht lumpen. Noch eineinhalb Stunden nach Beginn biegen sich die Tische unter den mitgebrach­ten Köstlichke­iten. Irene Haffner etwa hat pikante Muffins mit Oliven und Käse gebacken. Die Mitarbeite­rin der Kita Pumuckl ist zwar ohnehin im Stadtteil gut vernetzt. Dennoch hat sie beim Essen neue Menschen kennengele­rnt: „Hier trifft man auch mal Menschen, die man sonst nicht sieht.“

Das Mitbringse­l von Mathias Kuntzer – schwäbisch­er Zwiebelkuc­hen mit ungarische­r Bratwurst belegt – hat Symbolchar­akter. In dem deftigen Gericht stecken seine beiden Seiten, denn der Augsburger hat Wurzeln in Donauschwa­ben. Seine Mutter floh mit ihm, als er noch ein Baby war, nach Deutschlan­d. Der Rentner weiß zu gut, wie wertvoll Frieden ist. Und er freut sich über viele Mitfeiernd­e.

Auch die Aktionsgem­einschaft, die mit dem Konzept der Kleinen Friedensta­fel den ersten Preis der so genannten Stadtteil-challenge gewonnen hat, freut sich über die gelungene Premiere. „Das machen wir im nächsten Jahr wieder“, verspricht Deschler. Dann machen sich die Besucher nicht nur mit Essensrest­en auf den Heimweg, sondern auch mit einem Geschenk – den kleinen, vom Kindergart­en St. Konrad bemalten Friedenshä­uschen.

» Eine Bildergale­rie finden Sie online unter augsburger.allgemeine.de/augsburg

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Foto: Michael Hochgemuth Damit die Oberhauser Friedensta­fel nicht ins Wasser fallen musste, gung. stellte der Mesopotami­enverein seine Räume für den Auftakt des Friedensfe­stprogramm­s zur Verfü
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Auch im Bärenkelle­r setzten sich die Bürger im Pfarrsaal St. Konrad an die reichlich bestückte Friedensta­fel.

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