Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bunte Fliesen für den König
Handel Das Spiel des Jahres heißt „Azul“. Wie Brettspiele auch im digitalen Zeitalter funktionieren
Berlin bis zu 1000 Brettspiele jährlich neu heraus. Bei „Azul“lobt die Jury vermeintliche Gegensätze: ein nüchternes Spielbrett und ästhetische Mosaiksteine. „Allein das Material ist ein Genuss.“100 bunte Azulejos können aus einem Beutel herausgenommen werden, ein „nahezu endloser Widerspielreiz“werde ausgelöst. Das Taktik-spiel kostet etwa 40 Euro und ist für Spieler ab acht Jahren geeignet.
Erfinder Michael Kiesling lacht übers ganze Gesicht, als er die Urkunde und eine überdimensionierte, hölzerne Halmafigur entgegennimmt. Der 60-Jährige gewinnt den Preis schon zum dritten Mal. Der Ingenieur für Automatisierungstechnik, der zusammen mit Wolfgang Kramer schon mehrere dutzend Spiele konzipiert hat, begeisterte sich schon als Schüler für Skat und Doppelkopf. Der Inhaber einer Firma aus der Nähe von Bremen hat anfangs viel Freizeit für seine Leidenschaft investiert. Testspieler habe er in Familie und Firma. Zu Hause oder bei Freunden zusammensitzen und sich zusammen über ein Spiel beugen – funktioniert das noch im digitalen Zeitalter? „Ganz klar ja, als Gegentrend zur digitalten Unterhaltung“, sagt der Geschäftsführer von „Spiel des Jahres“, Guido Heinecke. Wer tagsüber vor einem Computer sitze, suche oft den Ausgleich einer Kommunikation von Angesicht zu Angesicht. Gerade junge Erwachsene würden zunehmend Brettspiele für sich entdecken. Deutschland sei weltweit der größte Brettspielmarkt mit einem Umsatz von rund 400 Millionen Euro, betont Heinecke. Die Verkaufszahlen gingen langsam, aber stetig nach oben.