Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Augsburg – Stadt der Utopie
Im Moment wird mehr über „Dystopien“als über „Utopien“geschrieben. Die Dystopie ist sozusagen eine negative Utopie. Ein Schreckensbild einer möglichen zukünftigen Gesellschaft. Autonom fahrende Autos, geklonte Menschen, der Himmel voller Drohnen und Roboter, die ausgestattet mit künstlicher Intelligenz eines Tages über den Homo sapiens herrschen werden.
Der Philosoph Isaiah Berlin (1905–1997) war der Denker der Utopien. Als eine Gesellschaftsform, die die Bedürfnisse der Menschen endgültig erfüllt. Berlin schreibt, dass Wesensmerkmal einer jeden Utopie ihr statischer Charakter sei. In so einer Gesellschaft, so Berlin, „ändere sich nichts“. Es gibt kein Bedürfnis mehr nach Wandel und Erneuerung. Welcher geografische Ort fällt einem da zuallererst ein?
Natürlich Augsburg! Seit mehr als 20 Jahren wird die Stadt regelmäßig von einer Baustellenflut heimgesucht, alle ärgern sich (außer den Straßenbaufirmen natürlich) und es ändert sich nichts. Jahr für Jahr wird ein Baustellenkoordinator gefordert, aber es geschieht nichts. Am Hauptbahnhof wird seit Jahren gebaut, aber am traurigen Anblick ändert sich nichts. Seit vielen, vielen Jahren wird ein Parkhaus an der Kongresshalle gefordert, aber über diesen Plänen liegt dicker Mehltau.
Aber halt, in diese Harmonie der Utopie ist ein kleiner Stachel eingedrungen. Als wären die Bewohner dieser Stadt nach einem langen Schlaf wie im Märchen plötzlich aufgewacht – und mit ihnen die „Stadtoberen“. Als die Stadtwerke ihr Preis- und Leistungsangebot deutlich, sagen wir, veränderten, da regte sich plötzlich die lethargische Volksseele, was heißt „regte“, sie kochte! Und plötzlich ist dieser märchenhafte Zustand von Harmonie in Gefahr.
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.