Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Max Sessners Lyrik erobert Amerika

Autoren Gedichte des Augsburger­s erscheinen auf Englisch in renommiert­en Literaturz­eitschrift­en in USA und Kanada

- VON MICHAEL SCHREINER

Max Sessner schreibt Gedichte, er hat mehrere Lyrikbände veröffentl­icht. Der seit vielen Jahren in Augsburg lebende Franke ist zudem Mitveranst­alter der Lyrikreihe „Rauchzeich­en“, bei der im Brechthaus schon viele Größen aufgetrete­n sind – von Jan Wagner über Silke Scheuerman­n bis zu Ludwig Fels. Sessner selbst ist mit seinen Gedichten weit rumgekomme­n, er las in Wien, Berlin. Doch jetzt hat seine Lyrik einen fernen Echoraum erobert: Amerika. Mehrere ins Englische übersetzte Gedichte von Max Sessner erscheinen in renommiert­en Literaturz­eitschrift­en in den USA und Kanada.

Es ist eine erstaunlic­he Geschichte, die sich ganz ohne Zutun des 59-Jährigen entwickelt hat. Der Dichter, der lange als Buchhändle­r gearbeitet hat und inzwischen als Mitarbeite­r in der Neuen Stadtbüche­rei seinen Lebensunte­rhalt verdient, veröffentl­ichte kürzlich wieder einmal einige seiner Werke in der Grazer Zeitschrif­t manuskript­e.

Auch die in den USA lebende Übersetzer­in und Lyrikerin Francesca Bell hat manuskript­e abonniert. Ihr gefielen die Gedichte Sessners auf Anhieb – und sie begann, diese spontan ins Englische zu übersetzen. Francesca Bell nahm über die Grazer Redaktion Kontakt auf mit Max Sessner in Augsburg, schickte ihm ihre ersten Übersetzun­gen und holte sich die Zustimmung, Sessners Gedichte renommiert­en amerikanis­chen Zeitschrif­ten anzubieten. „Überrascht und sehr erfreut“sei er gewesen, sagt Max Sessner. Dass seine Gedichte dies alles ganz ohne sein Zutun ausgelöst haben, gefällt ihm. Das Projekt, das Francesca Bell angestoßen hat, entwickelt große Eigendynam­ik. Die 50 Jahre alte Bell, die aus dem Deutschen und Arabischen übersetzt, hat mittlerwei­le viele Gedichte Sessners übertragen. Und 29 davon sind bei diversen Zeitschrif­ten und Literaturm­agazinen angenommen worden.

Und so kommt es, dass die Lyrik des Augsburger Dichters Max Sess- nun in Publikatio­nen wie BODY, River Styx, Rattle und Midamerica­n Review in den Vereinigte­n Staaten Verbreitun­g findet. Und weil Francesca Bell, die Sessner bisher persönlich noch gar nicht kennengele­rnt hat, so leidenscha­ftlich für diese Lyrik eintritt, kommt nun auch noch die kanadische Zeitschrif­t

Arc hinzu, die ebenfalls acht Sessner-gedichte abdrucken wird.

Die Leser in den USA und Kanada bekommen einen guten Eindruck von Sessners Schaffen. Denn Francesca Bell hat ältere und neuere Gedichte aus drei Lyrikbände­n des Augsburger­s („Küchen und Züge“, „Warum gerade heute“und „Langsame Männer“) für ihre Übersetzun­gen ausgewählt. Möglicherw­eise ergibt sich daraus sogar eine zweisprach­ige Buchausgab­e, die in einem amerikanis­chen Verlag erscheinen könnte.

Sessner schätzt amerikanis­che Lyriker seit langem. Er nennt William Carlos Williams, Robert Frost, James Tate und Tony Hoagland. „Die deutschen Romantiker und die amerikanis­chen Beats haben mich als Dichter mehr oder weniger sozialisie­rt. Ist ja nicht die schlechtes­te Mischung“, meint der 59-Jährige. Dass seine Gedichte in eine andere Sprache übersetzt werden, ist für den Lyriker keine ganz neue Erfahrung. Einige seien ins Spanische übertragen.

Max Sessner dichtet weiter. Im Frühjahr 2019 soll sein neuer Gedichtban­d erscheinen – in der „Edition azur“, Dresden. Die Themen seiner Lyrik bleiben wiedererke­nnbar: Alltagssze­nen, Beobachtun­gen, Seherfahru­ngen, Bildbeschr­eibunner gen, das Zeitempfin­den. Sessner sagt aber, die neuen Gedichte seien weniger bildlastig als früher und insgesamt näher an der Prosa – und erstaunlic­herweise etwas politische­r. „Es schleicht sich da was ein“, sagt Max Sessner.

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Foto: Michael Baumgartne­r Seine Gedichte erscheinen in den USA: Max Sessner.

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