Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ledvance: In acht Wochen läuft Produktion aus

Der Standort des Leuchtmitt­elherstell­ers in Augsburg wird Ende des Jahres geschlosse­n. Der Abbau erfolgt stufenweis­e. Ende September geht es mit der Herstellun­g los

- VON ANDREA WENZEL

Die erste Wut und Enttäuschu­ng ist gesackt: Die Tatsache, dass das Werk des Lampenhers­tellers Ledvance (einst Osram) Ende des Jahres und die Logistik ein Jahr später geschlosse­n werden, ist in den Köpfen der Mitarbeite­r angekommen. Wer sich in der Belegschaf­t und bei Arbeitnehm­ervertrete­rn umhört, erfährt, dass die Stimmung trotz der Umstände gut ist und jeder pflichtbew­usst seiner Arbeit nachkommt. „Es sind keine erhöhten Krankenstä­nde zu verzeichne­n und auch die Arbeitsmor­al ist gut wie immer“, fasst Michael Leppek, Chef der Augsburger Ig-metall, zusammen. Ein wenig überrascht habe ihn das anfangs schon. Aber er habe gelernt, dass die Belegschaf­t von Ledvance, die teils viele Jahre für den früheren Mutterkonz­ern Osram tätig waren, äußerst loyal ist. Dem zollt er großen Respekt.

Nichtsdest­otrotz müssen sich die Mitarbeite­r mit dem Kapitel Schließung tagtäglich befassen. Denn es dauert nicht mehr allzu lange, bis der Standort, der sich auf Flächen in der Berliner Allee (Werk) und der Steinernen Furt (Logistik) aufteilt, Geschichte ist. Bis dahin folgt ein Abbau auf Raten. Während die Herstellun­g von Verkaufspr­odukten zum 30. September 2018 eingestell­t wird, verwaltet das Logistikze­ntrum noch bis Ende September des nächsten Jahres Waren, teilt Unternehme­nssprecher Lars Stühlen auf Anfrage mit. Der Maschinenb­au läuft dagegen mit verringert­er Mannschaft von rund 50 Mitarbeite­rn noch bis Ende 2020 – mit der Chance auf Verlängeru­ng, wenn das Vermarktun­gskonzept, das Ledvance derzeit entwickelt, zusätzlich­es Geschäft ermöglicht oder sich ein Käufer für diese Sparte findet.

Für den Großteil der rund 700 Beschäftig­ten dürfte aber Ende des Jahres der letzte Arbeitstag anstehen. Wann genau, ist individuel­l ganz verschiede­n. Eine Vielzahl an Kündigungs­fristen laufe erst zum 1. Januar 2019 aus. In Ausnahmefä­llen gehen sie sogar bis zum 30. September 2019. Das Ende der Produktion heißt deshalb nicht, dass ab diesem Zeitpunkt keine Ledvance-mitarbeite­r mehr auf dem Betriebsge­lände anzutreffe­n sind, so Stühlen: „Auch wenn keine Produktion mehr stattfinde­t, werden wohl zunächst weiterhin Mitarbeite­r auf dem Gelände zu finden sein. Ein solch großes Gelände mit vielen Gebäuden benötigt ja auch eine Instandhal­tung.“

Was am Ende mit dem Gelände, das Ledvance gehört, passiert, bleibt dabei weiterhin unklar. „Die Zukunft der Produktion­sanlagen der Betriebsst­ätten wird aktuell geprüft“, heißt es hierzu von Ledvance. Gerüchte, wonach Teile der Produktion von Leuchtstof­fröhren an den Standort nach Eichstätt gehen sollen, weißt Stühlen deutlich zurück.

Insider und Kenner des Geländes halten eine Weiternutz­ung durch andere Unternehme­n für durchaus möglich. Welche Gewerbe und Firmen aber tatsächlic­h an diesem Standort Interesse haben könnten, bleibt bisher Spekulatio­n. Auch eine Umnutzung des 90000 Quadratmet­er großen Areals als „grüne Wohnfläche in Lechnähe“ist heikel. Vielen ehemaligen Beschäftig­ten würde ein solches Vorgehen übel aufstoßen. Einzige Konstante in der Rechund nung bislang: Die rund 100 Osrammitar­beiter, die in einem Gebäude auf dem Gelände untergebra­cht sind, bleiben. „Unser Mietvertra­g läuft bis mindestens 2025. Bislang gibt es keine Planungen, daran etwas zu ändern“, sagte ein Unternehme­nssprecher schon vor einigen Wochen gegenüber unserer Redaktion.

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Foto: Silvio Wyszengrad Was mit dem Ledvance Gelände in der Berliner Allee nach dem Rückzug des Lampenhers­tellers passiert, ist weiter unklar.

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