Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Streit ums Kindergeld

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Mag die Zahl der Fälle überschaub­ar sein – sie stören das Gerechtigk­eitsempfin­den vieler Menschen zutiefst. Warum zahlt Deutschlan­d für Kinder in Rumänien, Bulgarien und anderen Ländern das deutsche Kindergeld? Nur weil ihre Eltern hier bei uns arbeiten? Die Kinder leben schließlic­h bei Onkeln, Tanten oder Großeltern in der alten Heimat. Oder weil wir das lukrative Geschäftsm­odell nicht erkennen, das Schlepper und Menschenhä­ndler etabliert haben? Sie lotsen Billigstar­beiter aus Osteuropa nach Deutschlan­d, um hier das Kindergeld abzugreife­n.

Nüchtern betrachtet ist die Sache ganz einfach: Kindergeld und Kinderfrei­betrag sollen das steuerfrei­e Existenzmi­nimum sichern – also das, was ein Kind zum Leben mindestens benötigt. In Deutschlan­d ist das naturgemäß mehr als in Bulgarien oder Rumänien, weshalb es nur konsequent wäre, das Kindergeld in solchen Fällen an das Niveau des jeweiligen Landes anzupassen. Das Argument der Eu-kommission, damit würden Menschen regelrecht diskrimini­ert und in Europäer erster und zweiter Klasse getrennt, ist dabei an Heuchelei kaum noch zu überbieten. Um die Briten in der Union zu halten, hat Brüssel vor dem Brexit ja genau das angeboten: Kindergeld-kürzungen nach dem Wohnsitzpr­inzip.

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