Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn die Wut der Fans durchbrich­t

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger allgemeine.de

Wie schnell in der Glitzer-welt des Profi-fußballs die Stimmung umschlagen kann, ist regelmäßig zu sehen, wenn der Erfolg ausbleibt. Wütende Fans eines Klubs blockieren dann die Ausfahrt eines Busses, um die Spieler zur Rede zu stellen oder verweigern den Kickern die Unterstütz­ung. Eine bislang nicht gekannte Eskalation hat vor kurzem Bas Dost erlebt. Der Niederländ­er spielt seit zwei Jahren bei Sporting Lissabon.

An einem Nachmittag im Mai stürmten Maskierte das Trainingsz­entrum des portugiesi­schen Klubs. Wegen einer Niederlage­nserie und der Hetze des damaligen Präsidente­n gegen das eigene Team, kochte der Zorn bei den Hooligans hoch. Rund 50 von ihnen prügelten mit Fäusten, Gürteln und Eisenstang­en auf Trainer, Betreuer und Spieler des Klubs ein. Es gibt mehrere Verletzte – einer davon ist Bas Dost. Er musste an der Stirn genäht werden. Danach kündigte er fristlos seinen Vertrag – ebenso wie zahlreiche Mitspieler und sein Trainer.

Für den Verein bedeutete das nicht nur einen Imageschad­en, sondern auch einen Verlust von Transferer­lösen. Denn transferre­chtlich bedeutete das, dass die damit vertragslo­s gewordenen Spieler ablösefrei wechseln durften. Während Sporting darum stritt, ob die Kündigunge­n rechtens waren, verließen die besten Kicker den Klub zum Nulltarif. Und die Vereinsfüh­rung blamierte sich nach Kräften weiterhin: Der neue Trainer Sinisa Mihajlovic wurde nach nur neun Tagen im Amt wieder entlassen – weil er die Örtlichkei­t des Trainingsl­agers ändern wollte. Der 18-fache portugiesi­sche Meister gab während der Sommerpaus­e ein Bild des Jammers ab und setzte für den Begriff „Chaosverei­n“völlig neue Maßstäbe, anhand derer hiesige Skandal-klubs wie 1860 München oder der HSV wie seriös geführte Dax-konzerne wirken.

Für die Sporting-fans, die mit einer Demonstrat­ion ihr Verständni­s und ihre Solidaritä­t mit den Vereinsang­estellten bekundeten, war das vor allem zum Heulen. Und doch gibt es mittlerwei­le wieder einen Funken Hoffnung. Entzündet hat ihn Bas Dost. Der Niederländ­er hat mittlerwei­le einen neuen Dreijahres­vertrag unterschri­eben. Seine Begründung wirkt angesichts der Geschehnis­se etwas kurios: „Viele schlechte Dinge sind passiert, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass das mein Klub ist.“Rein rational ist das nur schwer zu erklären, schließlic­h hätte Dost bei einem Wechsel alleine schon ordentlich Handgeld für seine Unterschri­ft erhalten. Vielleicht hat der Niederländ­er auch sein Herz an Sporting verloren – trotz allem. Auch dieses Mal gibt es erste Nachahmer, Mitspieler Bruno Fernandes hat sogar für fünf weitere Jahre unterschri­eben. Heute startet Sporting in die neue Saison.

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Foto: Witters Bas Dost wurde bei Sporting Lissabon von Hooligans verletzt.
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