Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Vom Ende aller Sicherheit
Ein lebenskluges Buch von Celeste Ng
„Die Shaker waren fest überzeugt, wenn sie jede Kleinigkeit planten, könnten sie ein Stück Himmel auf Erden schaffen, einen kleinen Zufluchtsort, und die Gründer von Shaker Heights hatten genauso gedacht.“
Dieser Himmel aber bleibt wohl für ewig ein Sehnsuchtsort, und wenn sich die Menschen noch so um Harmonie abmühen. Die Richardsons zum Beispiel, eine typische Familie in den Shaker Heights: Vater, Mutter, vier Kinder. Die Mutter Reporterin in einem Provinzblatt, der Vater Partner in einer Anwaltskanzlei, dazu ein repräsentatives Haus, wohl erzogene Kinder mit besten Aussichten auf eine spätere Karriere. Und dann erscheint Mia – eine Künstlerin, unangepasst, ungebunden, planlos, Mutter der vaterlosen halbwüchsigen Tochter Pearl. Ohne es zu wollen bringen die beiden die so schön geordnete Welt von Shakers Heights zum Einsturz. Die Veränderungen künden sich nicht an, sie beginnen schleichend. Celeste Ng beschreibt in „Kleine Feuer überall“den Mikrokosmos einer amerikanischen Kleinstadt, einer scheinbar heilen Welt, in der ein Funken genügt, um die unterschwelligen Aggressionen ausbrechen zu lassen. Es gibt kein Happy End in diesem lebensklugen Buch, aber viele offene Fragen, die zum Nachdenken anregen. Darüber zum Beispiel, wie lebenswert ein Dasein im Käfig der Konventionen ist. Oder darüber, wie gefährlich das Wissen um die Lebenslügen anderer sein kann.