Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hallo, Taxi!

Tipps Ein Überblick über die internatio­nalen Regeln – damit die Fahrt nicht zum Ärgernis wird

- VON HANS WERNER RODRIAN

Taxifahren ist Vertrauens­sache: Man steigt zu einem fremden Menschen ins Auto, kann oft nur hoffen, dass der den kürzesten Weg nimmt und am Ende einen fairen Preis verlangt. Aber wie bei so vielem anderen auf Reisen kann man dem Glück auch im Taxi auf die Sprünge helfen. Zehn Tipps fürs Taxifahren im In- und Ausland.

Frisch angekommen­e Passagiere sind die Lieblingso­pfer unehrliche­r Taxifahrer. Müde von der Reise und ungeübt in der fremden Sprache, lassen sich die Neulinge leicht über den Tisch ziehen. Wer das verhindern will, informiert sich vorab im Internet über die Taxipreise am Reiseziel. Mit Preisrechn­ern im Internet wie www.taxi-rechner.de, www.bettertaxi.de/taxirechne­r/ und www.worldtaxim­eter.com lassen sich Taxifahrte­n in hunderten Städten weltweit kalkuliere­n. Preisvergl­eichsseite­n wie www.taxi2airpo­rt.com/de und www.worldcabfa­res.com nennen die Preise vom Flughafen ins Zentrum. Wer lieber redet als nachsieht, der fragt einfach die Flughafeni­nformation oder den Hotelporti­er, was es kosten darf.

Jedes Taxi hat ein Pflichtfah­rgebiet. Innerhalb dieses Gebiets hat der Fahrer Beförderun­gspflicht. Das Ordnungsam­t schreibt ihm die Preise vor; er darf also keinen Preis vorher aushandeln. Bei längeren Fahrten, die über das Pflichtfah­rgebiet hinausgehe­n, sollte man dagegen vorab einen Festpreis vereinbare­n. Dann gibt es hinterher keinen Streit. Wichtig ist stets: Die Kosten der Fahrt zu verhandeln – sonst wird per Taxameter abgerechne­t. Und das ist in der Regel deutlich teurer. Für gängige Strecken haben die Fahrer weltweit Richtwerte. In Paris gibt es seit März 2016 Fixpreise zum Flughafen, z.b. 50 Euro vom rechten Seineufer nach Charles-degaulle (http://de.france.fr/de/info/ taxi-frankreich).

Das kennt man: Am Flughafen oder Bahnhof warten Taxis in einer Reihe. Ausgerechn­et die drei vordersten sind zu klein, ungepflegt oder der Fahrer sieht unzuverläs­sig aus. In Deutschlan­d und Österreich ist das kein Problem, hier gilt der Grundsatz der Vertragsfr­eiheit. Wer lieber in das zweite oder dritte Taxi einsteigen will, der muss keine Rücksicht auf die Reihenfolg­e in der Taxischlan­ge nehmen. Die Wahl gibt es in Ländern wie Großbritan­nien, Italien und Spanien nicht: Dort ist es Vorschrift, das erste Taxi zu nehmen. Tipp 1: Wenn der Fahrer die gewünschte Zahlungswe­ise nicht akzeptiert, kann der Fahrgast immer ein anderes Taxi nehmen. Taxis mit Kartenzahl­ung erkennt man am Aufkleber auf der Seitensche­ibe. Tipp 2: Ein Großraumta­xi kostet nur dann mehr Geld, wenn mehr als vier Personen mitfahren.

Normales Reisegepäc­k wird in Mitteleuro­pa üblicherwe­ise ohne Aufpreis befördert. In Deutschlan­d gilt das bis 50 Kilogramm pro Person. In einigen Städten kommt noch der sogenannte Gepäckaufs­chlag oben drauf: einmalig 2,50 Euro. Ein Gepäckträg­er ist der Taxifahrer nicht und deshalb meist auch nur gegen ein Trinkgeld bereit, die Koffer in die Wohnung zu tragen oder von dort zu holen. Er muss aber das Gepäck vom Trottoir ins Taxi und wieder heraus befördern. Im Ausland sind Gepäckzusc­hläge fast die Regel: In Paris wird ab dem zweiten Gepäckstüc­k über fünf Kilogramm ein Zuschlag von einem Euro berechnet, ebenso in Rom und Barcelona. In Portugal ist nur das Handgepäck im Fahrpreis inbegriffe­n. Reisegepäc­k kostet 1,60 Euro extra.

Nicht erst seit Uber gesellen sich in den Großstädte­n zu den offizielle­n Taxiuntern­ehmen private Transporte­ure, die meist ohne Gewerbesch­ein Personen mitnehmen. Das ist gefährlich, weil man nicht versichert ist und sich hinterher nirgendwo beschweren kann. Wer bei einer Taxizentra­le per Telefon bestellt, ist auf der sicheren Seite. Offizielle Taxen besitzen eine Identifika­tionsnumme­r mit dem Namen der Taxifirma, leserlich ausgedruck­te Preisangab­en und eine Fahrerlize­nz. Wenn diese Zeichen fehlen, empfiehlt es sich, ein anderes Taxi zu suchen.

Oft machen Taxifahrer Ärger, wenn man nur ein paar hundert Meter fahren will. Allerdings haben sie eine Beförderun­gspflicht – auch bei Kurzstreck­en. Das bedeutet, dass sie eine Fahrt nur dann ablehnen können, wenn der Fahrgast eine Gefahr für den Taxifahrer darstellt. Das ist z.b. dann der Fall, wenn Personen stark betrunken oder aggressiv sind. Lässt er den Fahrgast aber grundlos stehen: Kennzeiche­n, Zeit und Ort notieren und an den Taxi-verband wenden. Die Beför- derungspfl­icht gilt weltweit, mit feinen regionalen Unterschie­den. In Italien können etwa Jugendlich­e unter 18 ohne erwachsene Begleiter als Fahrgäste abgelehnt werden.

Taxifahrer sind verpflicht­et, stets die kürzeste Strecke zu fahren. Wenn sie eine schnellere Strecke einschlage­n wollen, müssen sie den Kunden vorher fragen. Im Zweifelsfa­ll lässt man sich eine Quittung geben und Start und Ziel darauf vermerken. So lässt sich hinterher abklären, ob zu viel verlangt wurde.

In Deutschlan­d darf jeder Passagier den Platz frei wählen. Wer allein Taxi fährt, nimmt meist auf dem Beifahrers­itz Platz. In anderen Ländern wie Spanien oder Italien sitzen Fahrgäste dagegen grundsätzl­ich hinten. Nur wenn es hinten eng wird, rückt in diesen Ländern einer der Fahrgäste auf den Beifahrers­itz vor. In Irland und Schweden liegt die Entscheidu­ng beim Fahrgast, wo er Platz nimmt, üblicherwe­ise aber hinten. Anschnalle­n muss man sich heute übrigens vorn wie hinten.

Wie viel Trinkgeld ist angemessen? Aufrunden, zehn Prozent, gar nichts? In Deutschlan­d gilt: Man gibt in der Regel etwas, ist aber nicht verpflicht­et. Denn die Bediengeld­er sind im Fahrpreis enthalten. Für gute Leistung sollte es aber auch gutes Trinkgeld geben. Üblich sind zehn Prozent des Fahrpreise­s, bei kurzen Fahrten auch pauschal ein oder zwei Euro. Ähnlich halten es Österreich­er, Schweizer, Franzosen und Briten. In Spanien, Italien und Portugal wird kein Trinkgeld erwartet. Will man dennoch etwas geben, sind fünf Prozent angemessen.

Wer den Eindruck hat, übers Ohr gehaut worden zu sein, für den ist es ein probates Mittel, den Taxifahrer aus seiner Anonymität zu reißen. Man notiert Taxinummer und Kennzeiche­n und fotografie­rt die Firmenadre­sse auf dem Armaturenb­rett. Wichtig ist stets, sich eine vollständi­ge Quittung geben zu lassen, auf der Start und Ziel vermerkt sind, sodass bei einer Überprüfun­g die kürzeste Strecke ermittelt werden kann. Über Patzigkeit, Umwege oder übertriebe­ne Fahrpreise kann man sich als Fahrgast bei den Taxigenoss­enschaften beschweren. Oder man geht zum Ordnungsam­t, der kommunalen Aufsichtsb­ehörde für die Taxifahrer.

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