Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Erfolg ist der Vater vieler Fehler

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Der Erfolg berauscht. Er macht gierig und blind. Kein Wunder also, dass Menschen im Erfolg die größten Fehler machen. Erst recht, wenn ihnen ein Überraschu­ngserfolg den Verstand vernebelt. Wer hätte auch gedacht, dass dieses seltsame Konstrukt der sieben Europameis­terschafte­n in sieben Sportarten und zwei Städten mit dem sperrigen Etikett European Championsh­ips zu einem kleinen Sommermärc­hen wird, das ARD und ZDF Top-quoten verschafft und die Leichtathl­etik mit dem übermächti­gen König Fußball gleichzieh­en lässt.

Und wer kann sich nach einem derart überwältig­enden Erfolg schon dem Wunsch nach mehr verschließ­en? Statt elf Veranstalt­ungstagen 14, statt sieben Sportarten zehn, statt Rudern und Golf publikumst­rächtigere Mannschaft­ssportarte­n wie Basketball, Volleyball und Handball. Die ARD hat den ersten Ball gespielt. Der Quotenerfo­lg weckt die Gier. Das Angebot muss jünger werden. Die ARD wünscht sich Beachvolle­yball und Bouldern rein. Kann man machen. Was aber raus? War es nicht die Idee, Randsporta­rten wie Turmspring­en und Bahnradfah­ren, die bei allem Spektakel nur selten zu sehen sind, im Windschatt­en der Leichtathl­etik ein größeres Publikum zu verschaffe­n?

Noch zögern die großen Ballsportv­erbände, die das Jahr über ohnehin mediale Präsenz genießen. Der Solidarged­anke unter Sportlern sollte sie diese Haltung bewahren lassen, auch wenn die Quoten Begierden wecken. Schließlic­h bedeuten mehr Sportarten auch höhere Kosten, die am Ende über die öffentlich­e Hand oder Gebühren finanziert werden müssten. Der Weg zum Gigantismu­s ist schnell

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