Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Der Erfolg ist der Vater vieler Fehler
Der Erfolg berauscht. Er macht gierig und blind. Kein Wunder also, dass Menschen im Erfolg die größten Fehler machen. Erst recht, wenn ihnen ein Überraschungserfolg den Verstand vernebelt. Wer hätte auch gedacht, dass dieses seltsame Konstrukt der sieben Europameisterschaften in sieben Sportarten und zwei Städten mit dem sperrigen Etikett European Championships zu einem kleinen Sommermärchen wird, das ARD und ZDF Top-quoten verschafft und die Leichtathletik mit dem übermächtigen König Fußball gleichziehen lässt.
Und wer kann sich nach einem derart überwältigenden Erfolg schon dem Wunsch nach mehr verschließen? Statt elf Veranstaltungstagen 14, statt sieben Sportarten zehn, statt Rudern und Golf publikumsträchtigere Mannschaftssportarten wie Basketball, Volleyball und Handball. Die ARD hat den ersten Ball gespielt. Der Quotenerfolg weckt die Gier. Das Angebot muss jünger werden. Die ARD wünscht sich Beachvolleyball und Bouldern rein. Kann man machen. Was aber raus? War es nicht die Idee, Randsportarten wie Turmspringen und Bahnradfahren, die bei allem Spektakel nur selten zu sehen sind, im Windschatten der Leichtathletik ein größeres Publikum zu verschaffen?
Noch zögern die großen Ballsportverbände, die das Jahr über ohnehin mediale Präsenz genießen. Der Solidargedanke unter Sportlern sollte sie diese Haltung bewahren lassen, auch wenn die Quoten Begierden wecken. Schließlich bedeuten mehr Sportarten auch höhere Kosten, die am Ende über die öffentliche Hand oder Gebühren finanziert werden müssten. Der Weg zum Gigantismus ist schnell