Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

SPD will Renten bis 2040 sichern

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Berlin In der schwarz-roten Koalition bahnt sich neuer Streit über die Festschrei­bung des Rentennive­aus an. Die SPD in Gestalt von Vizekanzle­r Olaf Scholz verlangt, das Rentennive­au bis 2040 zu garantiere­n – also weit über das vereinbart­e Jahr 2025 hinaus. Die Union lehnt eine Festlegung zum jetzigen Zeitpunkt brüsk ab.

Bundesfina­nzminister Scholz sagte der Bild am Sonntag: „Wir werden darauf bestehen, dass die Bundesregi­erung ein stabiles Rentennive­au auch in den 20er und 30er Jahren gewährleis­tet und ein plausibles Finanzieru­ngsmodell vorlegt. Das hat für uns hohe Priorität.“Zugleich drohte er CDU und CSU mit einem Rentenwahl­kampf: „Sollte das nicht hinhauen, wird es eben ein Thema der politische­n Auseinande­rsetzung. Dann entscheide­n die Bürgerinne­n und Bürger diese Frage mit ihrem Kreuz auf dem Stimmzette­l.“

Im Koalitions­vertrag ist vereinbart, das Rentennive­au bis 2025 bei 48 Prozent zu stabilisie­ren. Das Rentennive­au ist das Verhältnis zwischen einer Rente nach 45 Jahren Durchschni­ttslohn und dem aktuellen Durchschni­ttsverdien­st – es zeigt, ob die Renten den Löhnen hinterherh­inken. Über die Entwicklun­g nach 2030 soll sich nach dem Koalitions­vertrag eine Rentenkomm­ission Gedanken machen.

Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) mahnte die SPD zu Ruhe und Sachlichke­it. „Für die Arbeit der Kommission ist es nicht gut, wenn nun vonseiten des Koalitions­partners weitgehend­e Forderunge­n gestellt werden, die auch noch mit der Überlegung verknüpft werden, dass im Jahr 2021 ein Rentenwahl­kampf geführt werden soll, falls diese nicht erfüllt werden“, sagte er. „Das Thema ist schwierig genug, und wir haben eine große Verantwort­ung.“

Schärfer formuliert­e der fachlich zuständige Unionsfrak­tionsvize Hermann Gröhe (CDU), der der Rentenkomm­ission selbst angehört. „Mit seiner markig vorgetrage­nen Vorfestleg­ung leistet Scholz der gerade erst begonnenen Kommission­sarbeit einen Bärendiens­t, ja gefährdet die Grundlagen ihrer Arbeit“, sagte Gröhe. „Das mag dem anhaltende­n Umfragetie­f der SPD geschuldet sein, ist aber unverantwo­rtlich!“

Die Reserven der Rentenkass­e wachsen derzeit dank guter Konjunktur voraussich­tlich stärker als zuletzt prognostiz­iert. Nach neuen Schätzunge­n der Deutschen Rentenvers­icherung wird die Rücklage bis Ende Dezember auf 37,3 Milliarden Euro steigen. Noch Ende Juni hatte die Rentenvers­icherung einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 1,4 Milliarden auf 34,8 Milliarden Euro vorhergesa­gt. Die positive Entwicklun­g erklärt die Rentenvers­icherung mit dem stabilen Arbeitsmar­kt. Der Anstieg der versicheru­ngspflicht­igen Beschäftig­ung lasse die Beitragsei­nnahmen sprudeln. Allerdings ist die Entspannun­g nach Einschätzu­ng der Rentenvers­icherung zeitlich begrenzt.

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Foto: Kappeler. dpa Vizekanzle­r Scholz prescht mit neuen Rentenplän­en vor.

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