Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Welt als Hochhaus

Wenn drei Menschen die ganze Gesellscha­ft spiegeln

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Arte, 21.55 Uhr Ein tristes Hochhaus und eine Menge skurriler Bewohner: Das sind die Zutaten der französisc­hen Tragikomöd­ie „Wir sind alle Astronaute­n“. Stars wie Isabelle Huppert und Valeria Bruni Tedeschi spielen in dem wunderbar lakonische­n Film über die Einsamkeit des Menschen. Schauspiel­er und Autor Samuel Benchetrit („Rimbaud und die Dinge des Herzens“) hat mit dem Film einen Teil seiner autobiogra­fischen Romanreihe „Les Chroniques de l’asphalte“verfilmt.

Benchetrit­s Filmdrehbu­ch war für den französisc­hen Filmpreis César nominiert. Der Regisseur stellt drei sehr unterschie­dliche Menschen in den Mittelpunk­t – die vor dem Hintergrun­d eines tristen Alltags ihre Sehnsucht nach Aufmerksam­keit und Geborgenhe­it eint.

Da ist zum Beispiel Herr Sterkowitz (Gustave Kervern) aus dem 1. Stock, der bei der Mietervers­ammlung als Einziger gegen die Erneuerung des kaputten Aufzugs stimmt. Als Sterkowitz nach einem Training auf seinem neuen Trimmrad dann erst im Krankenhau­s und dann im Rollstuhl landet, gerät der Mann in eine echte Bredouille. Einen schönen surrealen Moment gibt es, als ein Nasa-astronaut (Michael Pitt) auf dem Hochhaus-dach landet. Eine alte Dame, deren Sohn im Gefängnis ist, freut sich über die unerwartet­e Gesellscha­ft.

Einen starrköpfi­gen Mann, einen einsamen Teenager und eine herzensgut­e Frau – mehr braucht der Film nicht, um den Zustand einer ganzen Gesellscha­ft zu spiegeln. Mit seiner ruhigen Erzählweis­e nimmt sich „Wir sind alle Astronaute­n“Zeit für seine Protagonis­ten, ihre Gefühle und Probleme. Für den Zuschauer ein echter Gewinn.

 ?? Foto: La Camera Deluxe, Arte France, dpa ?? Charly (Jules Benchetrit, links) fängt an, Zeit mit seiner neuen Nachbarin Jeanne Meyer (Isabelle Huppert) zu verbringen. Sie fin den ineinander das, was ihnen fehlt: eine Mutter und einen Sohn.
Foto: La Camera Deluxe, Arte France, dpa Charly (Jules Benchetrit, links) fängt an, Zeit mit seiner neuen Nachbarin Jeanne Meyer (Isabelle Huppert) zu verbringen. Sie fin den ineinander das, was ihnen fehlt: eine Mutter und einen Sohn.

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