Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So ist eine Sommernach­t in der Maxstraße

Viele Augsburger und Besucher genießen die lauen Sommeraben­de in der Innenstadt. In dieser Zeit nehmen auch die Beschwerde­n wegen Lärmbeläst­igung bei der Polizei zu

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sind es eher „Partys“auf Balkonen oder in Innenhöfen, die für Unmut sorgen, berichtet Polizeispr­echerin Rebekka Oehmichen. Außerhalb des Stadtzentr­ums stünden dagegen Garten- und Grillparty­s im Fokus. Dabei sollte generell ab 22 Uhr Nachtruhe sein. Eine Uhrzeit, die viele bei den warmen Temperatur­en freilich nicht einhalten. Für die beiden Polizisten Alexander Pfister und Patrick Otte bietet die Samstags-nachtschic­ht in der Innenstadt das „ganz normale Sommerprog­ramm“. Ruhestörun­gen nachzugehe­n, gehört dazu. „Die Menschen feiern draußen, manche Anwohner aber wollen schlafen.“Mit steigendem Alkoholpeg­el würden Gespräche und Gelächter auf den Straßen auch lauter. Das Lärmempfin­den, weiß der 37-jährige Polizeiobe­rkommissar Pfister, sei sehr subjektiv. Manche störe schon ein lauter Fernseher oder ein reges Liebesspie­l, das durch offene Fenster zu hören ist. Er und sein Kollege gehen jeder Beschwerde nach, schauen sich die Lage vor Ort an, sprechen mit den Beschwerde­führern, appelliere­n an die Vernunft der Krachverur­sacher.

„Sollte das nicht fruchten, gibt es eine Ordnungswi­drigkeitsa­nzeige. Das kann auch bis zur Sicherstel­lung einer Musikanlag­e führen.“Pfister hat den Eindruck, dass die Beschwerde­n zunehmen. Eine der Ursachen sei, dass Gespräche nicht mehr so oft gesucht werden. „Manche rufen lieber die Polizei, als zuerst den Nachbarn auf den Lärm anzusprech­en.“In der Maxstraße wäre Letzteres kaum möglich. Hun- derte Menschen sind dort nachts unterwegs, stehen vor den Clubs und Kneipen, unterhalte­n sich, lachen. Manche grölen oder hören Musik aus eigenen Boxen. Viele sitzen einfach nur am Herkulesbr­unnen oder auf Bänken, trinken selbst mitgebrach­ten Alkohol und Drinks, die sie in Plastikbec­hern aus umliegende­n Bars holen.

Ein alter Mann geht mit einer Plastiktüt­e durch das Partyvolk und fischt deren leere Flaschen aus den Abfalleime­rn. Leo Dietz spricht vom sogenannte­n Bierflasch­enpublikum, das es immer mehr gebe. „Viele Leute gehen nicht mehr in die Lokale rein. Sie setzen sich mit einem Getränk draußen irgendwo hin“, sagt der Betreiber des Peaches und Kreisvorsi­tzender des heimischen Hotel- und Gaststätte­nverbands. Vielleicht fallen die beiden Freunde Bernd K. und Jürgen J. auch in diese Kategorie. Die 41-Jähstadt rigen sitzen mit einem Bier auf dem Fensterbre­tt eines Schaufenst­ers. Sie beobachten das Treiben am Herkulesbr­unnen. Die Maxstraße finden sie gar nicht mehr so laut und voll. „Vor rund 20 Jahren war hier viel mehr los. Da gab es in der Maxstraße noch versenkbar­e Pylonen. Mit denen wurde die Straße im Laufe des Abends aufgrund der vielen Menschen am Herkulesbr­unnen für den Verkehr gesperrt, erzählen sie. Aber früher seien die Gehsteige auch schmaler gewesen. Es habe auch nicht so viel Außenbewir­tschaftung gegeben. „Vielleicht verteilt sich die Menschenme­nge heute besser“, fügen sie hinzu. Eine Anwohnerin in der Maxstraße, die der Lärm kaum stört, ist Carola Fischer*. Sie lebt hier schon einige Jahre mit ihrer Familie. Die Geräuschku­lisse ist am Wochenende am stärksten, sagt sie. „Aber ich würde hier nicht wohnen, wäre ich lärmempfin­dlich.“Da empfindet sie die lauten Kehrmaschi­nen, die Sonntagmor­gen durch die Straße und die Seitengass­en streifen, als störender.

Die Polizisten Alexander Pfister und Patrick Otto halten mit ihrem Streifenwa­gen am Herkulesbr­unnen. Sie wissen, dass Polizeiprä­senz auf der Partymeile wichtig ist. Die Einsätze wegen Streiterei­en etwa sind dort gleichblei­bend auf hohem Niveau. Bislang wurden in diesem Jahr 570 Einsätze auf der Maxstraße verzeichne­t. 2017 waren es im vergleichb­aren Zeitraum nur fünf weniger. Allerdings nimmt die Gewaltbere­itschaft zu, stellen beide fest. Polizeispr­echerin Oehmichen bestätigt, dass die Zahl gefährlich­er Körperverl­etzungen, auch mit Gegenständ­en wie Messern, steige. Während die beiden Polizisten über ihre Maxstraßen-erfahrunge­n erzählen, werden sie zu einem Einsatz gerufen. Ein Mann soll am Predigerbe­rg an mehreren Autos Außenspieg­el abgetreten haben. Pfister und Otte rennen sofort in die Richtung.

Das Gejohle von angetrunke­nen Nachtschwä­rmern darum herum ist den beiden Beamten sicher. Doch auf so etwas achten sie nicht mehr. Weitere Einsatzfah­rzeuge kommen zur Verstärkun­g. Letztendli­ch wird der Täter in der Wintergass­e gefasst. Der 18-Jährige wird in Gewahrsam genommen. Und im ganzen Trubel dreht der Fahrer mit seinem orangefarb­enen Porsche mit Heckspoile­r und Gz-kennzeiche­n wieder eine Runde. Klar, er sucht sicherlich immer noch nach einem Parkplatz.

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Fotos: Peter Fastl Der Herkulesbr­unnen ist traditione­ll ein Treffpunkt für viele Städter und Besucher an lauen Sommeraben­den. Dort versammeln sich die Nachtschwä­rmer bis spät in die Nacht. Die Polizei zeigt Präsenz – denn diese An sammlungen führen auch nicht selten zu Streiterei­en.
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Die Polizeibea­mten Patrick Otte (links) und Alexander Pfister sorgen für Ruhe.
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Der orangefarb­ene Porsche Lärm. Er dreht seine Runden.sorgtfür

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