Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Mann, der VW kontrollie­rt

Nach dem Aufdecken des Abgasbetru­gs überwacht Larry Thompson den Konzern in den USA. Nun hat er seinen ersten Zwischenbe­richt veröffentl­icht

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Wolfsburg Nach dem Dieselskan­dal steht Volkswagen in den USA unter Aufsicht. Der ehemalige stellvertr­etende Justizmini­ster Larry Thompson und ein 60-köpfiges Team überwachen dort, dass sich VW an die Vorgaben hält und sich ein Betrug, wie bei der Manipulati­on der Abgaswerte, nicht wiederholt. Nun hat Thompson seinen ersten Zwischenbe­richt veröffentl­icht.

Darin beklagte er etwa, dass der Konzern Informatio­nen zurückhalt­e und unter Berufung auf das Anwaltsgeh­eimnis und den Datenschut­z Schwärzung­en in Dokumenten vorgenomme­n habe. Außerdem legt der Zwischenbe­richt zwei Verstöße offen. Zum einen wurde nach Angaben von Volkswagen-rechtsvors­tand Hiltrud Werner eine Liste von fünf Fragen im Zusammenha­ng mit der jährlichen Mitarbeite­rbefragung „aus Versehen“nicht in die Manager-handbücher aufgenomme­n. Zudem sei übersehen worden, zehn Tage vor Beginn von Emissionst­ests für das Modelljahr 2017 die Umweltbehö­rde CARB zu informiere­n. Thompson sagte, Volkswagen habe diese Verstöße selbst gemeldet.

Der Vw-aufseher erklärte, es sei verfrüht zu sagen, wie weit das Unternehme­n bei der Umsetzung seiner Verpflicht­ungen gekommen sei. Volkswagen solle ein „besseres Unternehme­n“werden. „Das ist unser gemeinsame­s Ziel“, betonte er.

Dazu legte er auch Handlungse­mpfehlunge­n vor – diese betreffen Analysen, ob die umgesetzte­n Maßnahmen greifen, aber auch Dokumentat­ionspflich­ten. Thompson überprüft neben der Marke Volkswagen auch die Tochter Audi.

Werner betonte, Volkswagen wolle in Sachen Integrität ein Vorbild werden – dies sei gleichrang­ig mit finanziell­en Kennzahlen und Qualität der Fahrzeuge. Zu den Verstößen sagte sie: „Es ging um Dinge, die wir hätten umsetzen können, wenn wir achtsamer gewesen wären.“

Ziel sei, das im April beschlosse­ne Integrität­s-programm „Together4i­ntegrity“bis 2020 auf die anderen Marken des Vw-konzerns auszurolle­n. Damit sollten 70 Prozent der Belegschaf­t erreicht werden. Bis 2025 wolle Volkswagen alle Tochterges­ellschafte­n weltweit und sämtliche rund 650000 Mitarbeite­r erreicht haben.

Werner machte auch klar, dass die viel beschworen­e Verbesseru­ng der Unternehme­nskultur für den Konzernvor­stand „oberste Priorität“habe. „Für den weiteren Kulturwand­el rechne ich mit einem Dekaden-horizont“, sagte sie. Auch der Schulungsa­ufwand sei hoch: Allein im vergangene­n November seien rund 7300 Manager mit Themen rund um Integrität und Unternehme­nskultur vertraut gemacht worden. Dies sei auch für andere Marken und Regionen vorgesehen.

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Foto: Holger Hollemann, dpa Larry Thompson überwacht Volkswagen in den USA.

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