Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mensch, Kanake, Nationalsp­ieler

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger allgemeine.de

Die Forschung zu den Gründen des deutschen Wm-scheiterns hat bereits etliches zutage gefördert, wofür den Experten zu danken ist. Das meiste davon hat man schon mal von seiner Oma gehört. Demnach waren sich die Alten und die Analysten auch im Fall des deutschen Wm-debakels einig, dass die Selbstzufr­iedenheit, Selbstüber­schätzung und überhaupt alles, was mit „selbst“beginnt, den Anfang vom Ende bedeutet haben. Weitere Analysen erbrachten später, dass auch Jogis demonstrat­ives Promenaden­jogging die falschen Anreize setzte und die traurigen Wohnsilos von Watutinki der Mannschaft derart aufs Gemüt geschlagen haben, dass an ein ordentlich­es Kurzpass-spiel nicht zu denken war.

Jetzt, vor der offizielle­n und weltweit mit Spannung erwarteten Präsentati­on der wahren Gründe für den deutschen Untergang am Mittwoch in München, hat der

neue Details aus dem Innenleben des Ex-weltmeiste­rs veröffentl­icht. Tatsächlic­h ist das Blatt auf eine Spaltung im Team gestoßen. Einen tiefen Graben zwischen

Selbstverw­endet stiftet der Begriff heute nicht nur Rappern Identität

den Menschen deutscher, bayerische­r und sonstiger Herkunft.

Die Geschichte müsste nicht aufrütteln, weil bekanntlic­h auch das Land gespalten ist, wären in diesem Zusammenha­ng nicht zwei schwer kombinierb­are Begriffe gefallen: Kanaken und Kartoffeln. Beide haben in Russland gespielt.

Bei Kanaken – da hält man erst einmal die Luft an. Also doch der Rassismus, den Özil beklagt hat?

Wären es die Kartoffeln gewesen, die Kanaken in den Mund genommen hätten, dann wohl. Haben sie aber nicht, sondern ein ungenannte­r Insider, der verrät, dass sich Boateng, Özil, Gündogan und Rüdiger selbst als solche bezeichnen. Die vorläufige Endstation einer wechselvol­len Begriffsen­twicklung, an deren Beginn das hawaiianis­che „Kanaka“für „Mensch“stand. Später mussten sich Italiener, Spanier und Griechen als Kanaken beschimpfe­n lassen, anschließe­nd Araber, Türken und Perser. Selbstverw­endet stiftet es heute nicht nur Rappern Identität.

Und Kartoffeln? Auch identitäts­stiftend. Stehen angeblich für die Bayern Hummels und Müller. Nicht aber für Draxler, den die Ethnologen wegen dessen dicker Goldkettch­en den Kanaken zurechnen. Und die Kartoffel? Ist in Südamerika geboren. Kanake also.

Wo aber bleibt dann die Spaltung?

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